Der Bund der Energieverbraucher wirft Fernwärme-Anbietern aktuell Tendenzen der Abzocke vor und ruft die Politik zum Eingreifen auf.
"In etlichen Bundesländern drängen Versorger Privatkunden in teure Neuverträge oder drohen mit Kündigung", berichtet die Vorsitzende Leonora Holling im Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung. Viele Fernwärmekunden seien momentan "ganz schlecht dran". Auch der Energiekonzern E.ON gehöre zu den Versorgern, "die gerade voll zuschlagen", so Holling.
Aus Sicht der Verbraucherschützer sind die teils dramatisch gestiegenen monatlichen Abschläge in vielen Fernwärmetarifen nicht gerechtfertigt. Es gebe den akuten Verdacht von Mitnahmeeffekten, so der Bund der Energieverbraucher.
Zwar deckele der Staat mit seinen Energiepreisbremsen auch die Fernwärme - konkret bei 9,5 Cent pro Kilowattstunde. "Aber die Neuverträge, die den Kunden aufgedrängt werden, haben Laufzeiten von teils zehn Jahren. Die staatliche Preisbremse läuft aber in 14 Monaten aus. Verbraucher drohen daher in eine böse Falle zu tappen", warnt Holling.
Die Vertragsklauseln seien maximal intransparent, aber nach geltender Rechtslage zulässig. Holling: "Dem muss der Gesetzgeber einen Riegel vorschieben. Sonst können die Unternehmen weiter Kasse machen, und die Kunden haben kaum eine Chance, sich dagegen zu wehren." Die geschilderten Probleme würden sich derzeit in zahlreichen Bundesländern zeigen. "Das beunruhigt uns sehr", so die Verbraucherschützerin.
Björn Katz, Redaktion StromAuskunft.de