Im kommenden Jahr könnten die Strompreise für Millionen Verbraucher in Deutschland sinken. Grund ist die geplante Umverteilung der Netzentgelte, die bislang benachteiligte Regionen entlasten soll.
von Björn Katz
Die Netzentgelte machen gut ein Fünftel des Strompreises für Privathaushalte aus. Wegen der enormen Investitionen in den Ausbau der Stromnetze ist die Gebühr seit Jahren auf hohem Niveau. Und sie ist ungerecht verteilt: Regionen mit hohem Ausbau-Bedarf - das betrifft vor allem Landstriche im Norden und Osten Deutschlands sowie in Bayern - wurden bisher überproportional belastet. Dies soll sich nun ändern.
Für den Netzausbau hätten in der Vergangenheit Regionen mit vielen Windkraft- und Photovoltaikanlagen mehr zahlen müssen als diejenigen, die vom Stromzufluss profitierten, sagt Klaus Müller, Chef der Bundesnetzagentur: "Wir wollen faire Netzentgelte für die Menschen und Unternehmen, die in Regionen mit einem starken Ausbau der Erneuerbaren leben beziehungsweise wirtschaften."
Schätzungsweise zehn Millionen Haushalte können vor dem Hintergrund der neuen Kostenverteilung 2025 mit sinkenden Strompreisen rechnen. In den betreffenden Regionen haben die zuständigen Netzbetreiber Kostenminderungen von 20 bis 30 Prozent angekündigt. Je nach Wohnort und Verbrauch würde das Haushalte im niedrigen dreistelligen Bereich entlasten.
In Regionen, die bislang von der ungerechten Verteilung der Netzentgelte profitierten, kann es hingegen zu steigenden Kosten kommen. So haben vereinzelte Netzbetreiber im Westen und der Mitte Deutschlands angekündigt, ihre Gebühren im kommenden Jahr um ein bis fünf Prozent anzuheben.
Auf Grundlage erster Meldungen seitens der Netzbetreiber geht die Bundesnetzagentur davon aus, dass das Entlastungsvolumen bei insgesamt über zwei Milliarden Euro liegen wird. "Die Entlastung führt auf der anderen Seite zu überschaubaren zusätzlichen Kosten für alle Stromverbraucher in Deutschland", so Klaus Müller.
Grundsätzlich sind die Energieversorger in Deutschland nicht verpflichtet, die sinkenden Netzentgelte in Form von günstigeren Strompreisen an ihre Verbraucher weiterzugeben. In den meisten Fällen lässt sich zwar davon ausgehen, aber dennoch: "Kundinnen und Kunden sollten darauf achten, dass die Vergünstigungen bei ihnen ankommen oder ihren Lieferanten wechseln", rät Netzagentur-Chef Müller.
Auch weil sich ein Wechsel derzeit lohnt wie selten zuvor: Unsere tagesaktuellen Analysen der Strompreise für Verbraucher in Deutschland zeigen, dass das Sparpotenzial zwischen den Standardtarifen der Grundversorger und den jeweils günstigsten Neukundentarifen von Alternativanbietern so groß ist wie noch nie.
Ein Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 3.500 Kilowattstunden, der aus der örtlichen Grundversorgung in ein günstiges Neukundenangebot mit Preisgarantie wechselt, spart im Oktober 2024 fast 700 Euro an jährlichen Stromkosten. In der Grundversorgung zahlt ein solcher Haushalt im bundesweiten Schnitt momentan knapp 1.600 Euro, der günstigste Neukundentarif liegt einschließlich Wechselbonus bei gut 900 Euro. Das ist ein Rekord in der Wechselersparnis.