Deutschlands Stromnetz wird im Zuge der Energiewende massiv ausgebaut – von Nord nach Süd, Ost nach West, über und unter der Erde. Nur ein bisschen mehr Elektrosmog oder doch ein echtes Gesundheitsrisiko? Das Bundesamt für Strahlenschutz will’s genau wissen und schiebt für die kommenden sechs Jahre mehr als 30 Forschungsprojekte mit einem Gesamtvolumen von 18 Millionen Euro an.
Bund startet Forschungsoffensive zu Stromleitungen
Welche möglichen Gefahren gehen von Stromleitungen aus? Im Wesentlichen erzeugen sie elektrische Ströme und magnetische Felder, die theoretisch mit dem menschlichen Körper, beispielsweise den Nerven oder dem Herzen, wechselwirken können. Werden dabei bestimmte Schwellenwerte überschritten, besteht ein akutes Gesundheitsrisiko. Es gibt Studien, die ein erhöhtes Auftreten neurologischer Erkrankungen wie Alzheimer, Demenz, Parkinson oder ALS mit niederfrequenten Feldern in Zusammenhang bringen, wie sie beispielsweise rund um Wechselstrom-Hochspannungsleitungen auftreten. Andere Studien besagen, dass Magnetfelder das Leukämie-Risiko bei Kindern erhöhen können und stufen diese als „möglicherweise krebserregend“ ein. Nicht zuletzt führen zahlreiche Menschen Beschwerden wie Migräne oder anhaltende Müdigkeit auf erhöhten Elektrosmog in ihrer Umwelt zurück.
Bisherige Studien lassen viele Fragen unbeantwortet – oder stehen im Widerspruch zu anderen Studien. Neue Forschungsprojekte sollen nun deutlich mehr Licht ins Dunkel der Stromnetze bringen. Dabei sollen sowohl die Auswirkungen der üblichen Wechselstrom- als auch mögliche Risiken neuer Gleichstrom-Leitungen untersucht werden. Bisher, so betont das Bundesamt für Strahlenschutz, seien im Zusammenhang mit Stromnetzen keine negativen Folgen nachgewiesen. Den noch offenen wissenschaftlichen Fragen und nicht zuletzt den Sorgen der Bürger wolle man jedoch Rechnung tragen. So gesehen sollen die Forschungsprojekte auch und vor allem die Akzeptanz in der Bevölkerung für den notwendigen Netzausbau und damit das Fortschreiten der Energiewende steigern.
In diesem Zusammenhang noch ein abschließendes Wort zum Thema Erdverkabelung: Stromleitungen unter die Erde zu verfrachten macht sie laut Strahlenschutzexperten nicht zwingend unbedenklicher. Stehe man direkt über einem Erdkabel, sei das Magnetfeld sogar stärker als unter einer Freilandleitung. Bei entsprechender Entfernung nehme die Magnetfeldstärke des Erdkabels allerdings schneller ab. Die Entscheidung für den Vorrang der Erdverkabelung habe letztlich eher ästhetisch-psychologische als gesundheitliche Gründe.
Bild © Pixelio, Rainer Sturm
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