E.ON schickt sein Öl-, Gas und Kohlegeschäft in die Wüste, Vattenfall verabschiedet sich von seiner deutschen Braunkohlesparte, RWE und EnBW vermelden ein Quartalsminus nach dem anderen. Deutschlands Energiekonzerne stecken nicht nur tief im Umbruch, sie büßen auch zusehends ihre beherrschende Position auf dem Strommarkt ein.
Dominanz der Stromkonzerne schwindet
Anfang des Monats haben das Bundeskartellamt und die Bundesnetzagentur ihren gemeinsamen „Monitoringbericht Energie 2014“ vorgelegt. Und die Zahlen untermauern den ohnehin offensichtlichen Trend: Die Wettbewerbsverhältnisse auf dem deutschen Strommarkt haben sich in den vergangenen Jahren spürbar verändert, und zwar aus Kundensicht deutlich zum Positiven. Der Marktanteil der vier größten Unternehmen – E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall – ist in Bezug auf die konventionelle Stromerzeugung laut Statistik von 73 Prozent im Jahr 2010 auf 67 Prozent im vergangenen Jahr gesunken. Insgesamt verzeichnet die Stromproduktion der Konzerne sogar einen Einbruch von etwa 16 Prozent. Als Hauptursache gilt zweifellos den Boom der erneuerbaren Energien und die lange Ohnmacht der Energieriesen gegenüber den neuen Verhältnissen auf dem Strommarkt. Überdurchschnittlich stark verringerte in den letzten Jahren laut Bericht vor allem Deutschlands größter Energieversorger E.ON seine Stromproduktion. Eine Entwicklung, die mittlerweile den Beschluss zur Aufspaltung und kompletten Neuausrichtung des Konzerns zur Folge hat.
Die marktbeherrschende Position der „großen Vier“ bröckelt übrigens nicht nur bei der Energieerzeugung und dem Vertrieb an Privathaushalte, auch beim Geschäft mit Industrie und Gewerbe sei die absolute Dominanz der Konzerne inzwischen Geschichte, so der aktuelle Monitoringbericht. Sämtliche Kundengruppen würden vermehrt die Möglichkeit zur freien Wahl ihres Stromanbieters nutzen. Laut Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes, steht im Zentrum des sich wandelnden Strommarktes vor allem ein entscheidender Effekt: „All diese Faktoren wirken sich für die Stromkunden preisdämpfend aus.“ Dieses Potenzial gilt es von Verbraucherseite nun auszuschöpfen, denn laut Statistik der Wettbewerbsbehörden bezieht noch jeder dritte Haushalt seinen Strom über die Grundversorgung, und damit über die „zumeist teuerste Versorgungsart“.
Bild © Pixelio, Rainer Sturm
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