Verbraucherschützer fordern Gewinndeckel für Energieversorger

Verbraucherschützer fordern Gewinndeckel für Energieversorger

13.02.2023 | Energienachrichten

Angesichts von Rekorderlösen vieler Energieversorger in der Krise fordern Verbraucherschützer Markteingriffe der Politik und schlagen einen entsprechenden Gewinndeckel vor.

Energieversorger als Profiteure der Krise

Wenn die Gewinne der Strom- und Gasversorger zu Lasten der Verbraucher in Deutschland weit über das marktübliche Maß hinausgehen würden, müsse es "ein Stoppschild geben. Exorbitante Gewinne müssen vom Gesetzgeber verboten werden", sagt Leonora Holling, Vorsitzende des Bundes der Energieverbraucher, im Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung. Wo genau die Grenze verlaufe, sei eine politische Frage. "Klar ist nur, dass wir ohne Gewinndeckel auf dem Energiemarkt auf Dauer ein gewaltiges Problem bekommen. Denn dann werden sich Versorger weiterhin die Taschen vollmachen, und viele Endkunden wissen nicht, wie sie das bezahlen sollen."

Verbraucherschützer unterstellen Mitnahmeeffekte

Zu Beginn der Energiekrise seien die explodierenden Beschaffungskosten umgehend an die Kunden weitergegeben worden, so die Verbraucherschützerin. Aber die aktuell sinkenden Großhandelspreise kämen nicht bei den Verbrauchern an. "Wir gehen deswegen von erheblichen Mitnahmeeffekten der Versorgungswirtschaft aus. Die Gewinnsprünge einiger Energiekonzerne, gerade der großen, sind ein klares Indiz dafür", sagt Holling. Das sei "skandalös".

Die Energiebranche spekuliere auch darauf, dass Kunden wegen der Gas- und Strompreisbremsen bei überteuerten Tarifen stillhalten, so Holling, "weil das ja mit Geld vom Staat gedeckelt wird".

-> Strompreisbremse + Gaspreisbremse - die wichtigsten Fragen und Antorten

Mangelnder Wettbewerb, fehlende Transparenz

Als Grund für die enormen Gewinne zahlreicher Energiekonzerne nennt die Verbraucherschützerin auch fehlenden Wettbewerb: Die Einkaufspreise seien gegenwärtig für alle Versorger vergleichbar, die Endkundenpreise würden jedoch extrem auseinanderklaffen - "von 6 Cent bis zu 60, 70 Cent pro Kilowattstunde Strom. Das kann nicht immer mit rechten Dingen zugehen", so Holling.

Das Problem sei unter anderem auf "eine höchst problematische Verzahnung" von Stadtwerken und Vorversorgern, also großen Energiekonzernen, zurückzuführen. "In NRW sitzen RWE-Vertreter bei vielen Stadtwerken gleich mit im Vorstand. Und in der Folge dürfen die Stadtwerke nur von RWE ihre Energie beziehen. Die Vorversorger diktieren den Stadtwerken die Preise, die diese an ihre Kunden weiterreichen müssen. Das darf nicht so bleiben, hier sollte die Politik dringend für mehr Transparenz und Wettbewerb sorgen."

Björn Katz, Redaktion StromAuskunft.de

Stromrechnung

Ähnliche Energienachrichten