Düsseldorfer Erklärung für Stromspeicherausbau

Düsseldorfer Erklärung für Stromspeicherausbau

19.03.2016 | Energienachrichten

Industrie und Anwender sowie Forschung und Entwicklung schließen sich hier zusammen, um mit der Düsseldorfer Erklärung ihre gebündelten Forderungen an die Landes- und Bundespolitik zu stellen.

Speicher sind bereits heute eine wichtige Flexibilitätsoption.

Energiespeicher bieten bei der Umsetzung der Energiewende als auch bei der Steigerung der Energieeffizienz zahlreiche Einsatzmöglichkeiten. Insbesondere für die Stabilisierung der Netze können Speicher eine herausgehobene Rolle spielen und ermöglichen die Abschaltung thermischer Kraftwerke mit rotierenden Massen. Zunehmende Abregelung von Erneuerbaren Energie Anlagen sowie rasant steigende Redispatch-Kosten zeigen die Dringlichkeit, bereits heute auf stabilisierende Speichertechnologien zu setzen. Aber auch auf der Ebene dezentraler Energieerzeuger sind Speichertechnologien sowohl systemdienlich als auch kosteneffizient einsetzbar.

Speicher werden in einem erneuerbaren Energiesystem für die Versorgungssicherheit benötigt.

Um den zunehmenden Anteil der Erneuerbaren Energien effizient und kostengünstig zu integrieren und damit ein sicheres und nachhaltiges Energiesystem zu schaffen, bilden Energiespeicher in allen Größen und mit den verschiedensten Technologien ein unverzichtbares Werkzeug. Gleichzeitig erhöhen Energiespeicher die Akzeptanz der Energiewende, da sie die lokale und regionale Nutzung Erneuerbarer Energien stärken, den Netzausbau ersetzen können und die notwendigen Sektorenkopplung unterstützen.

Technologie- und industriepolitische Chancen des Energiespeichermarktes nutzen und die heimische Wirtschaft stärken.

Nur verlässliche Investitionsbedingungen und die Anwendung und Entwicklung von Speichertechnologien im heimischen Markt können verhindern, dass der Standort Deutschland im Speichermarkt den Anschluss an die rasante internationale Entwicklung verliert. Deutschland ist in Forschung und Entwicklung sowie beim Know-how im Bereich Projektierung und Systemintegration nach wie vor führend - diesen Vorsprung zu verlieren wäre ein volkswirtschaftlicher Fehler mit großen Auswirkungen auf die dynamisch wachsende Speicherbranche in Deutschland.

Faire Rahmenbedingungen für Speicher schaffen...

Die Bundesregierung fordert einen freien Wettbewerb der Flexibilisierungsoptionen. In diesem Wettbewerb werden jedoch Speichertechnologen nicht gleich behandelt, sondern systemisch benachteiligt. Dies ist eine Ungleichbehandlung, die den breiten und systemdienlichen Einsatz von Speichertechnologien erheblich behindert. Speicher sind keine Verbraucher und keine Erzeuger. Daher sind Speicher als eine vierte unabhängige Säule im Energiesystem neben Erzeugung, Transport und Verbrauch aufzunehmen. Die systemwidrige Einstufung von Speichern als Letztverbraucher und die damit verbundene Belastung mit Abgaben und Steuern sind aufzuheben.

FORDERUNGEN AN DIE POLITIK

Wir fordern die Bundesregierung dazu auf, dass sie sich wieder für den Fortgang der erfolgreichen dezentralen Energiewende einsetzt.

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ist das erfolgreichste Wirtschaftsgesetz in der Geschichte der Bundesrepublik. Es hat einer Vielzahl neuer Marktteilnehmer den Eintritt in den Stromsektor ermöglicht. Die Träger der Energiewende – Bürger, Mittelstand, Kommunen, Stadtwerke – werden mit dem neuen Strommarktgesetz behindert. Ohne diese Träger hat die Energiewende aber keine Zukunft. Für die Weiterentwicklung und die erfolgreiche Einführung von Speicheroptionen im Rahmen einer sektorenübergreifenden Neuen Energiemarktordnung ergeben sich folgende Eckpunkte:

Klares Bekenntnis zur Option Speicher:

Die dezentrale Energieinfrastruktur muss in der Regulierung deutlich gestärkt werden, damit Stadtwerke und regionale Netzbetreiber Anreize für Netzmodernisierungen auch über Speichertechnologien bekommen. Wirksam und kostengünstig funktioniert die Energiewende nur mit einem Zusammenspiel aller Energiemärkte (Strom, Wärme, Gas, Kraftstoffe). Für die Nutzung lokaler und regionaler Überschüsse Erneuerbarer Energien müssen die Barrieren zwischen den Energiemärkten durch eine Neue Energiemarktordnung (NEMO) beseitigt werden, damit EE-Power-to-Heat, EE-Power-to-Gas und EE-Power-to- Wheel vor Ort eingesetzt werden anstatt Wind- und Photovoltaikanlagen abzuregeln oder ihren Strom quer durch die Republik oder ins Ausland abzuleiten.

Speicher müssen in den Markt eingeführt werden:

Wir fordern Bundesregierung und Bundestag dazu auf, das Solarspeicher-Programm der KfW sinnvoll weiterzuentwickeln und eine Anschlussregelung im Strommarktgesetz und im EEG für einen ordentlichen regulatorischen Rahmen für Speicher zu schaffen. Dieser Rahmen soll EE-Anlagenbetreibern, Verteilnetzbetreibern und Investoren rentable Investitionen in Speicher ermöglichen.

Fairer Wettbewerb für Speicher:

Der im Strommarktgesetz angelegte „Wettbewerb der Flexibilitätsoptionen“ muss in ein faires Gleichgewicht gebracht werden. Mit der unpassenden Einstufung von Speichern als Letztverbraucher wird dieser faire Wettbewerb der Flex-Optionen verhindert. Zudem stehen Speicher gerade im Regelenergiemarkt in einem europäischen Wettbewerb. Hier führt die Fehlbelegung von Speichern mit Steuern und Abgaben in Deutschland zu einer besonderen Benachteiligung. Energiespeicher müssen rechtlich und ordnungspolitisch sinnvoll eingestuft werden, um einen fairen Wettbewerb nicht nur in Deutschland, sondern auch europaweit zu ermöglichen. Flexibilitätsoptionen, die auf der Nutzung erneuerbarer Energieträger beruhen oder leicht auf diese umgestellt werden können, müssen außerdem vorrangig umgesetzt werden.

Deutschland als Wissenschafts- und Industriestandort:

Deutschland muss als Wissenschafts- und Industriestandort gefördert werden. Größter Innovationstreiber ist das Zusammenspiel von Markt, Industrie und Forschung, wie auf dem gemeinsamen Kongress in Düsseldorf beispielhaft gezeigt werden konnte. Klare Rahmenbedingungen für Speicher bilden die Grundlage für einen prosperierenden Markt und damit auch die Grundlage für weitere angewandte Forschung und Entwicklung. Das schafft die Voraussetzung für die erfolgreiche und vollständige Umstellung auf Erneuerbare Energien.

Diese enge Zusammenarbeit zwischen der Wissenschaft und Unternehmen muss durch verlässliche politische Rahmenbedingungen gesichert werden.

 


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