Smart Meter: Zögerliche Einführung belastet Volkswirtschaft

Smart Meter: Zögerliche Einführung belastet Volkswirtschaft

22.01.2016 | Energienachrichten

Das schleppende Tempo bei der Einführung intelligenter Stromzähler, sogenannter Smart Meter, führt laut einer Kostenanalyse des Bundesverbandes der Energiemarktdienstleister (BEMD), über die das Wirtschaftsmagazin Capital aktuell berichtet, zu volkswirtschaftlichen Einbußen in Deutschland. Durch die zu zögerliche Digitalisierung der Energiewende würden die Investitionen die Kostenvorteile - beispielsweise durch steigende Energieeffizienz - bis zum Jahr 2020 um 620 Millionen Euro übersteigen.

Laut BEMD-Analyse, die sich auf Zahlen der EU-Kommission stützt, sind Einbau und Betrieb von Smart Metern in keinem anderen europäischen Land so teuer wie in Deutschland - unter anderem wegen der besonders hohen Anforderungen an den Datenschutz. In Staaten wie Großbritannien, Italien, Schweden, den Niederlanden und Österreich, wo das Smart Metering bereits heute in großem Maßstab betrieben wird, fällt die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung dagegen positiv aus. In Großbritannien summiere sich der wirtschaftliche Nutzen bis 2020 beispielsweise auf 6,8 Milliarden Euro. In Italien, wo Haushalte und Betriebe nahezu flächendeckend mit Digitalzählern ausgestattet sind, lägen die Kostenvorteile bei rund drei Milliarden Euro.

Die Pläne der Bundesregierung zum Rollout intelligenter Stromzähler seien "verzagt und nicht effizient", wird BEMD-Chef Klemens Gutmann, dessen Verband unter anderem Messstellenbetreiber vertritt, von Capital zitiert. "Wenn man auf Smart Metering setzt, sollte man es auch konsequent angehen." Nach den Prognosen der Bundesregierung wird 2020 erst rund ein Viertel der Stromzähler in Deutschland digitalisiert worden sein. Damit wird man deutlich unter der Vorgabe der EU-Kommission bleiben, bis 2020 eine Abdeckung von mindestens 80 Prozent zu erreichen.

In Deutschland wird die flächendeckende Einführung intelligenter Stromzähler seit Jahren kontrovers diskutiert. Die Bundesregierung hält digitale Messsysteme für einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung der Energiewende. Verbraucherschützer warnen hingegen vor Datenmissbrauch und ziehen darüber hinaus den konkreten Nutzen des Smart Meterings für Durchschnittshaushalte in Zweifel.

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Björn Katz, Redaktion StromAuskunft

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