Deutsche Energiekunden zahlen pro Jahr einen dreistelligen Millionenbetrag für überhöhte Abrechnungsentgelte - dieser Auffassung ist der Bundesverband Neuer Energieanbieter (bne). Die betreffenden Gebühren werden von Verteilnetzbetreibern im Strom- und Gasbereich dafür erhoben, dass sie eine Abrechnung für die Netznutzung ausstellen. Eine einheitliche Vorgabe für die Höhe der Entgelte existiert bislang nicht, weshalb sie laut einer bne-Analyse von mehreren hundert Unternehmen regional sehr unterschiedlich ausfallen. "Da ist viel Willkür zu Lasten der Verbraucher am Werk", kritisiert bne-Geschäftsführer Robert Busch.
Die Abrechnungsentgelte werden von den Netzbetreibern mit den Energielieferanten abgerechnet. Diese wiederum geben die Kosten direkt an ihre Kunden weiter. Eine rechtlich bindende Vorgabe, wie hoch die Verteilnetzbetreiber die Gebühren ansetzen können, existiert nicht. So entstehen je nach Region und Kundengruppe massive Kostenunterschiede. "Es ist nicht nachvollziehbar, warum Verbraucher für eine identische Leistung so unterschiedliche Preise bezahlen müssen", sagt Robert Busch.
Bei der Analyse seien Preisunterschiede zwischen 1,80 Euro und knapp 26 Euro pro Jahr und Kunde zu Tage gefördert worden. Noch deutlicher sei die Differenz bei Abnehmern mit hohen Energieverbräuchen, also in Industrie und Gewerbe. Hier liege die Spannbreite der von den Netzbetreibern verlangten Abrechnungsentgelte zwischen 4,80 Euro und 780 Euro pro Jahr. "Das Schlimme dabei ist: auch ein Wechsel zu einem anderen Anbieter nützt in dem Fall nichts. Denn das Abrechnungsentgelt kassiert der Netzbetreiber in jedem Fall, ohne dass sich der Verbraucher dagegen wehren kann", weiß Busch.
Nach Schätzung des bne zahlen Energiekunden in Deutschland pro Jahr insgesamt 740 Millionen Euro an Abrechnungsentgelten. Würden die Verteilnetzbetreiber effiziente Prozesse nutzen und nur die tatsächlichen Kosten veranschlagen, ließe sich pro Jahr mindestens eine halbe Milliarde Euro einsparen, ist sich Robert Busch sicher. "Die Politik sucht verzweifelt nach Wegen, um die ausufernden Energiekosten im Zaum zu halten. Es ist daher nicht verständlich, warum das Einsparpotential bei den Abrechnungsentgelten nicht gehoben wird."
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Björn Katz, Redaktion StromAuskunft