Europa: Erneuerbare Energien entstehen zu unkoordiniert

Europa: Erneuerbare Energien entstehen zu unkoordiniert

15.06.2015 | Energienachrichten

Beim Aufbau von Windkraft- und Solaranlagen werden klimatische Bedingungen in der Europäischen Union bislang nur unzureichend berücksichtigt. Zudem geht die EU bei der Verfolgung ihrer ambitionierten Klimaziele oftmals wenig koordiniert vor. Die Folge: Zwischen den Jahren 2000 und 2010 sind in den EU-Mitgliedsstaaten beim Aufbau erneuerbarer Energien Mehrkosten von bis zu 140 Milliarden US-Dollar entstanden. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "The Future of Electricity: Attracting investment to build tomorrow"s electricity sector" der internationalen Managementberatung Bain & Company in Zusammenarbeit mit dem Weltwirtschaftsforum (WEF).

Die EU-Mitgliedsstaaten haben im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends rund 550 Milliarden US-Dollar in neue Windkraft- und Solaranlagen investiert. Allerdings, so die Studie, herrsche bei der Umsetzung der notwendigen Maßnahmen oftmals Aktionismus. So würden die EU-Länder den Aufbau erneuerbarer Energien auf nationaler Ebene vorantreiben, ohne ihre Bemühungen untereinander abzustimmen. Darüber hinaus erfolge die Auswahl der Standorte für Windkraft- und Solaranlagen häufig nach dem Gießkannenprinzip, anstatt die klimatischen Rahmenbedingungen zu berücksichtigen und so einen möglichst effizienten Betrieb der Anlagen zu gewährleisten. Ein Beispiel: In Spanien liegt die Sonnenleistung mit 1.750 Kilowattstunden pro Quadratmeter rund 65 Prozent über der in Deutschland, aber die Kapazität der Solaranlagen in der Bundesrepublik übertrifft die der spanischen Anlagen um 600 Prozent.

"Jeder vierte Dollar, der EU-weit in den Aufbau von Windkraft- und Solaranlagen geflossen ist, hätte eingespart werden können, wenn die Anlagen dort aufgestellt worden wären, wo sie ihre größtmögliche Leistung erzielen können - also Windkraft im Norden und Sonnenenergie im Süden", bilanziert Dr. Klaus Neuhaus, Partner bei Bain & Company. "Beim Strommarkt der Zukunft steht Europa am Scheideweg. Die EU muss zu einer echten Energiegemeinschaft werden. Ansonsten drohen die Kosten bei der Erreichung der Klimaziele durch ineffiziente Anlagen und Versorgungsunsicherheiten auf Länderebene aus dem Ruder zu laufen."

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Björn Katz, Redaktion StromAuskunft


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