Eine Umfrage des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) bei den zuständigen Ministerien der Länder hat ergeben, dass bundesweit zehntausende Strommasten noch immer nicht ausreichend für Vögel gesichert sind. Und dies, obwohl mit Beginn dieses Jahres die gesetzliche Frist für die in der Verantwortung stehenden Netzbetreiber abgelaufen ist, Mittelspannungsmasten vogelsicher umzurüsten.
NABU-Präsident Olaf Tschimpke: "Ab diesem Jahr sollte in Deutschland erstmals kein einziger Storch oder Rotmilan mehr an einem Mittelspannungsmast sterben müssen. Doch die Realität sieht anders aus: Auch in diesem Jahr werden wieder tausende Vögel Opfer des Stromtods. Denn die Netzbetreiber sind ihren gesetzlichen Verpflichtungen nicht ausreichend nachgekommen." Mittelspannungsmasten stellen für Vögel eine tödliche Gefahr dar, wenn sie mit ihrem Körper stromführende Leitungen und Mastteile gleichzeitig berühren. Besonders Greifvögel, Störche und Eulen sind hiervon betroffen. "Es gibt klare technische Vorgaben und erprobte Verfahren, um das Leben der Vögel zu schützen. Viele Netzbetreiber nutzen diese jedoch nicht", kritisiert Tschimpke.
Wie die NABU-Umfrage zeigt, sind bislang lediglich drei Bundesländer den Anforderungen weitestgehend nachgekommen. In Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg sind die meisten Masten nachgerüstet worden. In anderen Ländern, wie etwa Rheinland-Pfalz, sind derzeit nur etwa zwei Drittel der Masten gesichert. Zudem lassen einige Länderministerien laut NABU große Wissenslücken zum Stand der Umrüstung erkennen. Nahezu keine Gefahr droht Vögeln in den drei deutschen Stadtstaaten sowie in Schleswig-Holstein. Hier entschärfen Erdkabel und vergleichsweise wenige Freileitungen die Problematik.
"Die meisten Länder haben uns eine fristgemäße Umrüstung gemeldet. Doch nur die wenigsten von ihnen fordern von den Netzbetreibern auch die neuesten technischen Standards einzuhalten, die der Verband der Elektrotechnik vorschreibt. Deshalb stehen vielerorts noch Masten mit alter oder vollkommen untauglicher Ausrüstung", sagt Eric Neuling, NABU-Experte für Stromnetze. "Zehn Monate nach Ablauf der gesetzlichen Frist ist es ein unhaltbarer Zustand, wenn weitere Vögel sterben müssen, ehe ein nicht entschärfter Mast als kritisch eingestuft wird. Jedes weitere Jahr Verzögerung bei der Umrüstung zieht erhebliche Verluste für die Vogelwelt nach sich. Alle untauglichen Masten müssen daher schnellstmöglich ausgetauscht werden - notfalls mithilfe von neuen gesetzlichen Fristen oder Bußgeldern."
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Björn Katz, Redaktion StromAuskunft