In den letzten Jahren wurden weltweit große Schiefergasvorkommen entdeckt und teilweise erschlossen, was zu weitreichenden Veränderungen der Energiemärkte führen könnte. Das sogenannte "Fracking" bezeichnet in diesem Zusammenhang die Förderung von Erdgas aus Schiefergesteinsschichten mithilfe eines Gemisches aus Sand und Chemikalien, das mit Hochdruck in die Erde gepumpt wird. Was in den USA bereits seit Jahren rege Anwendung findet, wird in Europa derzeit noch kontrovers diskutiert.
Die Privatbank Berenberg und das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) haben im Rahmen ihrer Studienreihe "Strategie 2030" das Thema Fracking untersucht. Dazu Prof. Dr. Thomas Straubhaar, Direktor des HWWI: "Würde die Schiefergasförderung global in dem Umfang erfolgen, wie dies bereits heute in den USA der Fall ist, könnten sich weitreichende Veränderungen der Energiemärkte ergeben, dies gilt im Hinblick auf die Preisentwicklung fossiler Brennstoffe, die Veränderung der Reichweiten und die Auswirkungen auf die Umwelt."
Deutlich wird dies am Beispiel der Vereinigten Staaten: Hier hat die "Schiefergasrevolution" bereits zu erheblichen Veränderungen auf den regionalen wie auch globalen Energiemärkten geführt. Einerseits wurden die USA durch die Intensivierung der heimischen Erdgasförderung weitgehend unabhängig von Gasimporten, andererseits sank durch das Einbrechen der Gaspreise in den USA und den damit verbundenen Nachfragerückgang nach Kohle der weltweite Kohlepreis. Dadurch wiederum ist in Europa der Anreiz gestiegen, bei der Stromerzeugung vermehrt den klimaschädlichen Energieträger Kohle einzusetzen.
"Gleichzeitig profitieren in den USA energieintensive Unternehmen von niedrigen Gaspreisen und haben damit einen Wettbewerbsvorteil gegenüber ihren europäischen und asiatischen Konkurrenten", ergänzt Wolfgang Pflüger, Volkswirt bei der Privatbank Berenberg. "Russland als großer Gasexporteur könnte dagegen zunehmend durch die niedrigen Preise von amerikanischem Erdgas unter Druck gesetzt werden." Laut Studie könnten die USA Russland ab 2015 als weltweit führenden Gasproduzenten ablösen und möglicherweise in der Ölproduktion durch den Abbau von Schieferöl ab 2017 mit Saudi-Arabien gleichziehen.
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Björn Katz, Redaktion GasAuskunft