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Concordia: Umweltkatastrophe droht

18.01.2012 | Energienachrichten

Neben den menschlichen Tragödien durch die Havarie des Luxusliners "Costa Concordia" droht nun zusätzlich eine Umweltkatastrophe - denn das Schiff hat mehrere tausend Tonnen Diesel- und Schweröl als Treibstoff geladen. Abgesehen von der im Vordergrund stehenden Sorge um die Vermissten, wächst die Gefahr, dass das verunglückte Schiff, das nahe dem Hafen Giglio Porto in knapp 30 Meter Wassertiefe auf Grund liegt und fast 80 Grad Schlagseite hat, am steilen Hang in tieferes Wasser abrutscht. Noch treten keine größeren Mengen Öl aus, aber wie lange die Tanks halten, ist ungewiss.

Dr. Kim Detloff, Meeresschutzexperte beim Naturschutzbund Deutschland (NABU): "Bei einem Austritt stellt das Öl eine tödliche Gefahr für zehntausende Meerestiere dar, die in dem 1996 gegründeten Nationalpark Toskanischer Archipel leben. Bereits wenige Tropfen Öl führen dazu, dass das Federkleid von Seevögeln seine isolierende Wirkung verliert. Die giftigen Inhaltsstoffe schädigen zudem das Immun- und Fortpflanzungssystem sowie die Leber von Meerestieren und führen zu erhöhten Krebsraten."

Italiens Westküste zeichnet sich durch eine für das Mittelmeer besonders hohe Artenvielfalt aus. Dort sind sowohl zahlreiche subtropische Arten wie Papageienfische oder rotviolette Seesterne, als auch atlantische Arten wie Sardinen oder Eisseesterne ansässig. Das ganze Jahr über sind große Schwärme von Barrakudas, Meerbrassen und bunten Lippfischen zu beobachten und regelmäßig ziehen Delfinschulen und vereinzelte Zahn-oder Bartenwale an der Insel vorbei. Zudem leben in Giglio viele seltene und bedrohte Vogelarten wie beispielsweise der Sturmtaucher oder die Korallenmöwe. "Unvorstellbar, wenn jetzt hunderte Tonnen Öl dieses Tierparadies bedrohen sollten", so Detloff. "Zwar bereiten sich die Retter inzwischen auf dieses Szenario vor, Pumpen und Tankschiffe stehen bereit und erste Ölsperren sind ausgebracht, doch die Schiffskatastrophen der Vergangenheit zeigen, dass es praktisch unmöglich ist, alles austretende Öl abzufangen."

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Björn Katz, Redaktion StromAuskunft


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