Nach Recherchen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) ist die Behauptung, die Stromversorgung im Süden Deutschlands habe im vergangenen Dezember zeitweise nur dank österreichischer Hilfe aufrecht erhalten werden können, falsch. Vielmehr wurden am 8. und 9. Dezember, als tatsächlich Strom aus österreichischen Reservekraftwerken nach Süddeutschland geliefert wurde, betriebsbereite Gaskraftwerke von E.ON in Bayern und Südhessen nicht eingesetzt. Auch zur Verfügung stehende Kohle- und Ölkraftwerkskapazitäten blieben ungenutzt.
Offenbar war es zur betreffenden Zeit aus rein betriebswirtschaftlichen Gründen günstiger, den Strom aus Österreich zu importieren als zum Beispiel auf E.ON-Strom aus Gaskraftwerken zurückzugreifen. Abgesehen davon ist ein Import aus dem Nachbarland nicht ungewöhnlich - der deutsch-österreichische Stromverbund funktioniert seit Jahren reibungslos.
In den vergangenen Tagen hatten verschiedene Medien über den Stromimport berichtet. Schuld an der prekären Situation seien der Atomausstieg, der Widerstand gegen den Bau neuer Stromtrassen sowie der zum Teil nicht durchleitbare Windstrom aus Norddeutschland. Die DUH beurteilt diese Berichterstattung als schrill, überzogen und auf falschen Tatsachen beruhend.
DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake: "Dass wir in den nächsten Jahren und Jahrzehnten für die Energiewende hin zur Vollversorgung mit erneuerbarem Strom einen Um- und Ausbau der Stromnetze benötigen, ist inzwischen eine Binsenweisheit. Dass manchen, die diese Energiewende nicht wollen, jeder hergeholte Anlass recht ist, um Stimmung gegen die Transformation unseres Energiesystems zu machen, ist es ebenso. Nach unserem heutigen Kenntnisstand gab es in den fraglichen Tagen im Dezember keine prekäre Lage in der Stromversorgung Süddeutschlands, sondern nur ein kühles betriebswirtschaftliches Kalkül des Übertragungsnetzbetreibers. Dieses Kalkül kam offenbar zu dem Ergebnis, dass es in der konkreten Situation günstiger war, den Strom für die Systemsicherheit in Österreich einzukaufen, als ihn in Bayern oder Südhessen zu akquirieren."
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Björn Katz, Redaktion StromAuskunft