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Natur als volkswirtschaftlicher Faktor

21.10.2010 | Energienachrichten

Die Leistungen der Natur sollen künftig in die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung einfließen, fordert die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) anlässlich der heutigen Veröffentlichung der TEEB-Studie zur Ökonomie der Ökosysteme und Biodiversität auf der UN-Artenschutzkonferenz im japanischen Nagoya. "Die überkommene Berechnung des Bruttosozialprodukts unterschlägt Umweltschäden, ignoriert Leistungen der Natur und trägt damit maßgeblich zum Weiterwirtschaften wie bisher auf Kosten unserer Kinder und Kindeskinder bei", so DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake. "Die Leistungen des Naturhaushaltes müssen endlich auch in Deutschland ihren Niederschlag in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung finden, wie dies andere Länder wie Indien oder Brasilien längst erkannt haben und dabei sind, in konkretes Handeln umzusetzen."

Der TEEB-Bericht fordert die Staaten der Welt auf, den Beitrag der Natur zur menschlichen Lebensgestaltung, Gesundheit, Sicherheit und Kultur in allen Entscheidungen angemessen zu berücksichtigen. Der Leiter der TEEB-Studie Pavan Sukhdev fordert dabei explizit Unternehmen, Regierungen und die gesamte Gesellschaft auf, die bislang kostenlosen Dienstleistungen der Natur wie Wasser, Nahrung, Atemluft und jede andere Art von Rohstoffen wertzuschätzen und dementsprechend bewusst zu bewerten.

"Staatliche Planungen zum Beispiel zum Hochwasserschutz werden fast ohne Berücksichtigung der Dienstleistungen von Ökosystemen erstellt und dabei naturnahe Alternativen zu Unrecht schlechter bewertet", sagte Ulrich Stöcker, Leiter Naturschutz der DUH. "Die Leistungen von naturnahen Flussauen für die Regulation von Hochwasser, für die Wasserreinigung und für die Erholung der Menschen müssen in einer erweiterten Kosten-Nutzen-Analyse in die Entscheidungsfindung eingehen", sagte Stöcker. Aber auch Moore, Grünland und naturnahe Wälder leisteten laut TEEB einen gewaltigen Beitrag zur gesellschaftlichen Wohlfahrt.

Nach Auffassung der DUH zeigt der neue TEEB-Bericht auch die dringende Notwendigkeit einer ökologischen Finanzreform in Deutschland. "Wir fordern die Bundesregierung auf, binnen zwei Jahren bis zur nächsten Vertragsstaatenkonferenz einen nationalen TEEB-Bericht zu erstellen," sagte Baake. Eine ehrliche Rechnung, die Schäden nicht unterschlägt und Leistungen der Natur bewertet, werde aufzeigen, wie sehr es im Interesse der Gesellschaft liege, die biologische Vielfalt in Deutschland zu erhalten und den bedrohlichen Artenschwund zu stoppen.

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Björn Katz, Redaktion StromAuskunft


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