AKW-Laufzeiten: Reaktionen - StromAuskunft Energienachrichten

AKW-Laufzeiten: Reaktionen

07.09.2010 | Energienachrichten

Angesichts der Entscheidung der schwarz-gelben Regierungskoalition, die Laufzeiten der deutschen Atomkraftwerke um durchschnittlich zwölf Jahre zu verlängern, äußern Umweltverbände und unabhängige Stromversorger gleichermaßen Kritik.

Dr. Christian Friege, Vorstandsvorsitzender des Ökostrom-Anbieters LichtBlick: "Die Laufzeitverlängerung ist ein beispielloses Anti-Investitionsprogramm. Der erfolgreiche Konjunkturmotor ökologische Energiewende wird von der Regierung ausgebremst. Mehr Atomstrom heißt weniger Wettbewerb, weniger erneuerbare Energien und weniger zukunftsfähige Arbeitsplätze. Jeder Bürger entscheidet selbst, ob sein Geld in Öko- oder Atomstrom fließt. Mit dem Wechsel zu einem unabhängigen Versorger kann jeder Einzelne einen Beitrag zur Energiewende leisten und dem schwarz-gelben Atomkurs die rote Karte zeigen."

Als einen "Generalangriff auf die energiepolitischen Fortschritte des vergangenen Jahrzehnts" in Deutschland kritisiert die Deutsche Umwelthilfe den Beschluss der Bundesregierung. Die Konsequenzen des Beschlusses reichten weit über die Tatsache hinaus, dass im Falle seiner Umsetzung 82 Millionen Menschen bis mindestens 2040 mit der Hochrisikotechnologie Atomkraft im eigenen Land leben müssten und in dieser Zeit jedes Jahr rund 400 Tonnen hochradioaktiver Atommüll hinzukomme, von dem bis heute niemand wisse, ob und wo er sicher gelagert werden könne.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland sieht in den Beschlüssen der Koalitionsparteien einen beispiellosen Fall von Klientelpolitik. Noch nie habe sich eine Bundesregierung so den Interessen einer bestimmten Branche der Wirtschaft unterworfen. Die Entscheidung, Atommeiler im Durchschnitt zwölf Jahre länger betreiben zu lassen als bisher vorgesehen, stärke das Oligopol der vier großen Energieunternehmen, die 80 Prozent des Strommarktes beherrschten. Als Reaktion auf die Regierungspläne kündigte die Umweltorganisation die Fortsetzung massiver Anti-Atom-Proteste an.

© 2010 StromAuskunft

Björn Katz, Redaktion StromAuskunft


Ähnliche Energienachrichten