2.000 beschädigte Atommüllfässer in Deutschland

2.000 beschädigte Atommüllfässer in Deutschland

19.11.2014 | Energienachrichten

Wie das NDR-Politikmagazin "Panorama 3" unter den Aufsichtsbehörden aller 16 Bundesländer erfragt hat, gibt es deutschlandweit deutlich mehr Fälle beschädigter Atommüllfässer als bislang angenommen: Fast 2.000 entdeckte Fälle von verrosteten oder anderweitig beschädigten Behältern wurden in den vergangenen Jahren in deutschen Kernkraftwerken sowie in Zwischenlagern und Landessammelstellen verzeichnet. So fanden sich laut Angaben der Aufsichtsbehörden an mindestens 17 Standorten leicht oder schwer beschädigte Fässer, unter anderem in der niedersächsischen Landessammelstelle in Leese, in der hessischen Landessammelstelle in Ebsdorfergrund, am Kernkraftwerk Biblis sowie zuletzt am AKW Brunsbüttel.

Michael Sailer, Atomexperte des Öko-Instituts, im NDR-Interview: "Ich erwarte, dass man bei genauerer Inspektion in verschiedenen Lagern weitere Korrosionen findet. Aus meiner Sicht sehen wir bislang nur die Spitze des Eisbergs und wissen nicht, wie groß der Eisberg unter Wasser ist." Sylvia Kotting-Uhl, atompolitische Sprecherin der Grünen, sieht im derzeitigen Umgang der Politik mit dem Problem Atommüll eine erschreckende Sorglosigkeit: "Die Bundesregierung hat offensichtlich die Probleme so lange ignoriert, bis das erste Fass in Brunsbüttel auftauchte. Dann musste sie sich zwangsläufig damit befassen, dass die Zustände wohl nicht in Ordnung sind."

Experten bemängeln, dass die Einlagerung radioaktiver Abfälle in der Vergangenheit oft falsch oder nur unzureichend dokumentiert worden sei. Dadurch sei die genaue Art und Zusammensetzung des strahlenden Mülls vielerorts unklar. Häufig komme es zudem zu chemischen Prozessen innerhalb der Fässer. Die Problematik wird durch den Umstand verschärft, dass viele der oft vor Jahrzehnten befüllten Fässer nur für eine Zwischenlagerung von wenigen Jahren vorgesehen waren. "Wenn sie heute feststellen, es ist wenig oder keine Korrosion an einem Fass außen, dann heißt es nicht, dass das auch in fünf Jahren noch so ist", sagt Atomexperte Sailer. "Weil wir noch kein Endlager haben, bleiben die Fässer noch mindestens sechs bis acht Jahre stehen. Da wird noch viel chemische Korrosion passieren."

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Björn Katz, Redaktion StromAuskunft

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