Nah- und Fernwärme nicht immer wirtschaftlich

Nah- und Fernwärme nicht immer wirtschaftlich

15.10.2014 | Energienachrichten

In vielen Städten und Gemeinden Deutschlands werden Nah- und Fernwärme als wichtige Eckpfeiler der energetischen Zukunftsplanung gesehen. Studien belegen allerdings, dass Nah- und Fernwärmenetze mit geringer Anschlussdichte, langen Wärmelieferstrecken, durch sinkenden Energieverbrauch in Neubauten oder energetische Gebäudemodernisierungen in Sanierungsgebieten durchaus auch unwirtschaftlich sein können. Zum Teil wird in diesen Fällen versucht, die vorhandenen Defizite mit Verbrennungsverboten, Anschluss- und Benutzungszwängen zu kompensieren. Die Folge: Die betroffenen Verbraucher sind an langjährige Wärmelieferverträge gebunden.

Ein Gegenbeispiel ist die Gemeinde Unterwössen im Chiemgau: Hier wurde die Umsetzung eines Fernwärmenetzes auf Eis gelegt, obwohl sich der Gemeinderat ursprünglich für das Projekt ausgesprochen hatte. Befragungen der Verbraucher hatten ergeben, dass diese nur ein geringes Anschlussinteresse hatten. Nach einer erneuten Wirtschaftlichkeitsüberprüfung durch zwei unabhängige Sachverständige wurde Unterwössen als "nicht optimales Wärmeversorgungsgebiet" eingestuft. "Unterwössen ist kein optimales Nahwärmeversorgungsgebiet", lautete das Fazit eines der beiden Gutachter, der vor allem Bedenken wegen der zu geringen Anschlussdichte, der beträchtlichen Umbaukosten und der langfristigen Bindung an die Wärmelieferanten äußerte. Der zweite Gutachter resümierte, dass auch die angedachte Fernwärmeversorgung nicht uneingeschränkt als positiv bewertet werden könne.

Johannes Kaindlstorfer, Sprecher der Allianz Frei Wärme, kommentiert: "Die Verantwortlichen in Unterwössen haben vernünftig und richtig entschieden. Die Wirtschaftlichkeit von Nah- und Fernwärmeprojekten muss unbedingt gegeben sein, damit Betreiber und Bürger nicht in eine Kostenfalle tappen. Außerdem dürfen den Bürgern keine Zwänge oder Verbote auferlegt werden, um auf Umwegen zu schwarzen Zahlen zu kommen."

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Björn Katz, Redaktion GasAuskunft

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