Fracking-Gesetz: Geologen sehen sich ignoriert

Fracking-Gesetz: Geologen sehen sich ignoriert

29.09.2014 | Energienachrichten

Wie das ARD-Magazin "Panorama" Ende letzter Woche berichtete, beklagen die führenden geologischen Dienste Europas aktuell, dass ihr Sachverstand in der laufenden Debatte zum Thema Fracking sowohl von der Politik als auch in den Medien mehr oder weniger ignoriert werde. In der "Kopenhagener Erklärung", die unter anderem von geologischen Diensten aus Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden, Nordirland, Irland, Norwegen und Dänemark unterzeichnet wurde, warnen sie, dass dies "letztendlich zu nachteiligen Entscheidungen für die Gesellschaft führen kann" und dass in der Öffentlichkeit derzeit ein verzerrtes Bild von der Fracking-Technologie vorherrsche.

Prof. Hans-Joachim Kümpel, Präsident der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) und einer der Unterzeichner der "Kopenhagener Erklärung", kritisiert, dass seine Behörde nicht ausreichend in den Entscheidungsprozess zum Fracking-Gesetz eingebunden werde: "Wir wünschen uns, dass mehr von unserem Wissen im gesamten Gesetzgebungsverfahren aufgenommen wird." Kümpel mahnt an, dass oftmals "Halbwahrheiten und Übertreibungen" beim Thema Fracking vorherrschen würden und so auch die Politik zu wissenschaftlich nicht begründbaren Ergebnissen komme. "Häufig werden Gefahren heraufbeschworen, die gar keine sind. Beim Fracking zur Förderung von Erdgas gibt es weit verbreitete Ängste in der Bevölkerung, die aus geowissenschaftlicher Sicht größtenteils unbegründet sind."

Der BGR-Präsident spricht sich ausdrücklich für eine wissenschaftliche Erprobung der Fracking-Technologie aus. Nur so könne man frühzeitig erfahren, ob das Schiefergas auch wirtschaftlich förderbar sei. Ein Verbot bis 2021, so wie es die Eckpunkte des Gesetzentwurfes der Bundesregierung vorsehen, sieht Kümpel kritisch: "Wir haben jährlich einen enormen Rückgang der heimischen Erdgasförderung. Irgendwann wird die Schwelle erreicht sein, wo es sich dann nicht mehr rentiert, die ganze Infrastruktur aufrecht zu erhalten, so dass ich auch die Überlegungen von Industrieseite verstehen kann, die darauf drängt, viel früher zu einem Ergebnis beim Schiefergas-Fracking zu kommen."

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Björn Katz, Redaktion GasAuskunft

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