Strompreise der Grundversorgung explodieren

Strompreise der Grundversorgung explodieren

25.04.2023 | Energienachrichten

Trotz eines allgemein sinkenden Trends erhöhen zahlreiche Grundversorger in Deutschland derzeit ihre Strompreise. Bestes Beispiel ist Marktführer E.ON, der seine Grundversorgungstarife um bis zu 45 Prozent verteuert.

Strompreiserhöhungen von bis zu 45 Prozent

Zum 1. Juni erhöht E.ON seine Strompreise in der Grundversorgung. In Teilen von Nordrhein-Westfalen liegt der neue Arbeitspreis dann bei 49,44 Cent pro Kilowattstunde - eine Steigerung um 45 Prozent. E.ON verteidigt die Preiserhöhung mit Verweis auf die immensen Einkaufskosten während der Energiekrise, die man überdurchschnittlich lange für Kunden abgefedert habe. Nun sei es unvermeidbar, die Preise zeitlich versetzt weiterzugeben. Die Krise sei noch nicht vorbei, betont der Konzern.

E.ON ist dabei kein Einzelfall. Seit Jahresbeginn haben allein in Nordrhein-Westfalen knapp 100 Grundversorger Strompreiserhöhungen vorgenommen oder angekündigt - in ähnlicher Höhe. Alle Unternehmen begründen den Schritt mit ihrer langfristigen Beschaffungsstrategie.

Verbraucherschützer sind alarmiert

"Die Steigerungen, die E.ON angekündigt hat, sind sehr drastisch", kommentiert Amelie Vogler, Energieexpertin der Verbraucherzentrale NRW. Für Verbraucher sei dies insbesondere vor dem Hintergrund sinkender Großhandelspreise ärgerlich. Auch die vom Bund eingeführte Preisbremse dämpft den Kostenanstieg nicht komplett, denn sie deckelt den Preis nur für ein Grundkontingent von 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs auf 40 Cent pro Kilowattstunde.

Ob die Preiserhöhungen rechtmäßig seien, müsse im Einzelfall geprüft werden, erklärt man beim Verbraucherzentrale Bundesverband. In der Vergangenheit sei dies durchaus nicht immer der Fall gewesen. Zudem würden sich Verbraucherbeschwerden zu Strompreiserhöhungen derzeit häufen: Allein in den ersten beiden Monaten des Jahres habe die Beschwerdequote um über 56 Prozent zugenommen.

Auch das Bundeskartellamt nimmt die Entwicklung wahr. Die Planung von konkreten Ermittlungsmaßnahmen sei bereits weit fortgeschritten, heißt es von Seiten der Behörde. Man untersuche, ob Versorger missbräuchlich Subventionen in Anspruch nehmen. Der Anreiz sei vor dem Hintergrund der Preisbremsen offenkundig.

Verbraucher müssen Strompreiserhöhungen nicht hinnehmen

Unsere tagesaktuellen Strompreis-Analysen zeigen: Während die Preise in der Stromgrundversorgung derzeit ein neues Rekordniveau von rund 50 ct/kWh erreicht haben, bewegen sich die Stromtarife alternativer Anbieter mit Kilowattstundenpreisen von 32 bis 33 Cent fast schon wieder auf Vor-Krisen-Niveau. Wichtig für Verbraucher: Bei Strompreiserhöhungen gilt ein generelles Sonderkündigungsrecht. Der Wechsel in einen günstigeren Stromtarif ist also möglich.

Björn Katz, Redaktion StromAuskunft.de

Stromrechnung

Ähnliche Energienachrichten