Elektromobilität vor schwierigen Zeiten

Elektromobilität vor schwierigen Zeiten

12.01.2023 | Energienachrichten

Während die Bundesregierung in dieser Woche Vertreter zahlreicher Branchen zum Mobilitätsgipfel geladen hat, zeigt eine aktuelle Studie: Bei Verbrauchern in Deutschland überwiegt derzeit die Skepsis das Interesse am Kauf eines Elektroautos.

Kaufinteresse an E-Autos nimmt kaum zu

Inflation, explodierende Energiepreise, Lieferengpässe, zunehmende Unischerheiten bei der Verfügbarkeit von Rohstoffen - in den vergangenen Monaten haben sich die Rahmenbedingungen für die Elektromobilität deutlich verschlechtert. Auch die Verbraucher in Deutschland betrachten das Thema pessimistischer, denn trotz steigender Angebotsvielfalt hat der Anteil der Konsumenten, die beim nächsten Auto auf einen reinen Stromer setzen würden, hierzulande kaum zugenommen. Das zeigt eine aktuelle Studie des internationalen Analyse- und Beratungsunternehmens Deloitte.

Demnach würden derzeit 16 Prozent der Befragten bei ihrem nächsten Autokauf ein reines Elektroauto wählen. Ende 2021 waren es 15 Prozent - damals jedoch ein starker Anstieg im Vergleich zu 2020, als lediglich sechs Prozent Interesse am Kauf eines E-Autos äußerten. Ebenfalls bemerkenswert: Obwohl die Kaufprämie für Hybridfahrzeuge zum Jahreswechsel ausgelaufen ist, würden sich noch immer deutlich mehr Verbraucher für diesen Antriebstyp entscheiden, laut Studie 27 Prozent der Befragten.

15-Millionen-Ziel für 2030 fraglich

"Das Zusammenspiel zwischen aktuellen Entwicklungen und den Wünschen der Konsumenten könnte dazu führen, dass der Hochlauf der Elektromobilität nicht so schnell voran kommt wie gesellschaftlich gewünscht", sagt Dr. Harald Proff, globaler Sektorleiter für den Bereich Automotive bei Deloitte. "Niedrigere Kosten für Strom und der Umweltbonus sind hierzulande wesentliche Argumente für den Kauf eines E-Autos. Nun schießen die Stromkosten in die Höhe, während die Förderung sukzessive zurückgefahren wird und 2025 sogar ausläuft. Das wird dazu führen, dass künftig weniger Elektroautos verkauft werden. Wir verfehlen das 15-Millionen-Ziel für 2030, wenn Regierung und Unternehmen nicht mit gezielten Maßnahmen gegensteuern."

Dieser Analyse schließt sich auch der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) an, der als Vertreter der Ladebranche am dieswöchigen Mobilitätsgipfel in Berlin teilnahm. In einer Pressemitteilung heißt es, die derzeitige Dynamik und Marktentwicklung reiche nicht, "um die Klimaziele im Verkehrssektor zu erreichen. Die Zulassungszahlen müssen deutlich schneller steigen, um bis 2030 15 Millionen vollelektrische Pkw auf den Straßen zu haben."

Laden: Privat oder öffentlich?

Die Deloitte-Analyse zeigt außerdem: 75 Prozent der E-Auto-Interessenten in Deutschland möchten ihr Fahrzeug nach Möglichkeit zuhause laden. Dieser Wunsch ist im Vergleich zur Vorjahresbefragung sogar noch um fünf Prozentpunkte gestiegen, obwohl es gerade in dicht besiedelten Ballungsräumen in der Regel an privaten Ladeoptionen mangelt.

Trotzdem deckt sich der Trend mit einer Feststellung des BDEW: "Die Auslastung der Ladesäulen liegt bei rund 15 Prozent, da ist ordentlich Luft nach oben." Das heißt: Die öffentlichen Ladepunkte - deutschlandweit sind es inzwischen mehr als 70.000 - werden bislang kaum genutzt.

-> mehr Informationen zum Stand der Elektromobilität in Deutschland

Björn Katz, Redaktion StromAuskunft.de

E-Auto Symbolbild

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