Recherchen des ARD-Magazins Report zeigen, dass die Zahl der Beschwerden über untergeschobene Strom- und Gasverträge seit Beginn der Energiekrise stark gestiegen ist.
Seit Jahresbeginn habe sich die Zahl der beim Verbraucherzentrale Bundesverband eingegangenen Beschwerden über unseriöse Vertragsabschlüsse mit 2.700 Fällen fast verdreifacht, berichtet Report. Außerdem sei es im Jahresverlauf bereits zu 10.000 Beschwerden über unerlaubte Werbeanrufe zu Strom- und Gastarifen bei der Bundesnetzagentur gekommen.
Hintergrund ist der Umstand, dass dubiose Strom- und Gasanbieter offenbar die Angst vieler Menschen vor steigenden Energiepreisen ausnutzen, um ihnen am Telefon Strom- und Gaslieferverträge unterzuschieben. Auf Nachfrage der ARD teilt die Bundesnetzagentur mit, infolge der Energiepreiskrise sei ein "überproportionaler Anstieg bei den Beschwerden über unerlaubte Werbeanrufe zu Energieversorgungsprodukten zu verzeichnen."
Werbeanrufe ohne ausdrückliche Zustimmung von Verbrauchern sind seit Jahren verboten. Weil sie trotzdem stattfinden und Betroffenen dabei häufig unwissentlich Energieverträge untergeschoben werden, hat der Gesetzgeber vergangenes Jahr nachgebessert. Seither müssen telefonisch abgeschlossene Verträge nachträglich in Textform bestätigt werden.
Recherchen von Report zeigen nun, wie dubiose Vermittler von Energieverträgen diese Regelung aushebeln: So werden die Angerufenen im Laufe des Gesprächs beispielsweise aufgefordert, eine während des Telefonats erhaltene SMS unmittelbar mit "Ja" und dem eigenen Namen zu beantworten. Während Betroffene davon ausgehen, hierbei lediglich dem Zusenden eines Angebots zuzustimmen, schließen sie auf diese Weise einen Vertrag bei einem neuen Energieanbieter ab.
Felix Methmann vom Verbraucherzentrale Bundesverband hält eine Nachbesserung des Energiewirtschaftsgesetzes für dringend nötig: "Wichtig ist, dass jetzt da nachgeschärft wird, wo die Probleme bestehen. Und die bestehen eben darin, dass viele Verbraucherinnen und Verbraucher einen Vertrag haben, den sie nicht haben wollen. Es darf nicht möglich sein, Verträge per SMS zu schließen."
Björn Katz, Redaktion StromAuskunft.de