Appell an Verbraucher: Gas nicht durch Elektroheizung ersetzen

Appell an Verbraucher: Gas nicht durch Elektroheizung ersetzen

08.08.2022 | Energienachrichten

Vor dem Hintergrund steigender Gaspreise und der Furcht vor Versorgungsengpässen im kommenden Winter schaffen sich derzeit zahlreiche Haushalte in Deutschland mobile Elektroheizgeräte an. Branchenverbände warnen in diesem Zusammenhang allerdings vor hohen Kosten und drohenden Blackouts.

Experten warnen vor Strom-Kollaps

"Wir sehen die aktuelle Entwicklung mit einiger Sorge", teilt beispielsweise der Verband der Deutschen Elektrotechnik, VDE, aktuell mit. "Da die Heizgeräte einfach an eine Haushaltssteckdose angeschlossen werden, können sie - im Gegensatz zu elektrischen Wärmepumpen oder sogenannten Nachtspeicherheizungen - im Falle von drohenden Netzüberlastungen nicht vom Netzbetreiber abgeschaltet werden."

Der gleichzeitige Betrieb vieler Elektroheizungen könne die Stromversorgung in Deutschland überfordern, so der VDE. Der Verband rechnet vor: Etwa 50 Prozent der rund 40 Millionen Haushalte in Deutschland heizen derzeit mit Gas. Würde an einem sehr kalten Wintertag die Hälfte dieser Haushalte ein elektrisches Heizgerät mit einer typischen Leistung von 2.000 Watt betreiben, komme es schlagartig zu einem zusätzlichen Verbrauch von rund 20 Gigawatt. Dies entspreche einer Steigerung der aktuellen Jahreshöchstlast in Deutschland um ein Viertel - was weder die Stromnetze noch die Kraftwerke leisten könnten.

Elektrische Heizgeräte versursachen hohe Kosten

Hinzu kommt, dass das Heizen mit Radiatoren oder Heizlüftern im Vergleich zur klassischen Gasheizung weiterhin teuer bleibt, weil die Geräte einen hohen Stromverbrauch aufweisen. Während die Kilowattstunde Strom im bundesweiten Schnitt derzeit bei knapp 40 Cent liegt, wird der Gaspreis für die allermeisten Haushalte - auch unter Einrechnung der kommenden Gas-Umlage - vorerst wohl nicht über 20 Cent pro Kilowattstunde steigen.

"Das Heizen mit Strom ist bei den aktuellen Preisen rund drei Mal so teuer wie das Heizen mit Gas", heißt es in einer aktuellen Mitteilung des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW). "Heizlüfter, Konvektoren und Radiatoren scheinen auf den ersten Blick eine günstige Lösung zu sein - zumindest in der Anschaffung. Das dicke Ende kommt dann aber mit der Stromrechnung, zumal davon auszugehen ist, dass auch die Stromlieferanten demnächst ihre Preise erhöhen werden. Deshalb sollte Heizen mit Elektrogeräten nur eine Notlösung sein, beispielsweise, wenn die Gasheizung ausgefallen und rasch eine Notheizung unverzichtbar ist."

Expertenrat: Gasheizung sparsam weiterbetreiben

Auch wenn die Gaslieferungen aus Russland weiter gedrosselt oder gar vollständig gestoppt werden sollten, gilt weiterhin: Haushalte sind bei Gasknappheit besonders geschützt - ihnen wird die Wärme erst zuletzt abgestellt. Zudem erhält Deutschland inzwischen erhöhte Liefermengen aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien sowie Flüssiggas aus Übersee.

Deshalb raten Experten allen gasbeheizten Haushalten, ihre Heizung weiterzubetreiben - allerdings möglichst effizient und sparsam. Sowohl Optimierungsmaßnahmen wie ein Hydraulischer Abgleich als auch das Absenken der Raumtemperatur würden helfen. Die Faustregel lautet: Jedes Grad weniger spart etwa sechs Prozent Heizenergie.

Björn Katz, Redaktion StromAuskunft.de

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