Deutschland könnte auf die Hälfte des russischen Erdgases verzichten

Deutschland könnte auf die Hälfte des russischen Erdgases verzichten

22.03.2022 | Energienachrichten

Wie viel Erdgas aus Russland könnte Deutschland bei einem etwaigen Lieferstopp kurzfristig ersetzen? Rund die Hälfte, wie eine aktuelle Analyse des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) besagt.

Analyse zur Abhängigkeit von russischem Gas

Der Branchenverband hat analysiert, wie viel Erdgas bei einem unmittelbaren Ausfall aller Lieferungen aus Russland in den Bereichen Wärme, Stromerzeugung, Industrie und Verkehr hierzulande durch den Einsatz anderer Energieträger oder durch Einsparungen ersetzt werden könnte.

Diesbezüglich erklärt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung: "Stand heute lassen sich rund 50 Prozent des russischen Erdgases kurzfristig ersetzen oder substituieren. Das entspricht etwa 20 Prozent des Jahresgasbedarfs in Deutschland. Im Wissen, das ein Embargo nur mit erheblichen Folgen für Gesellschaft und Wirtschaft einhergeht, arbeitet die Energiewirtschaft mit Hochdruck daran, mittel- bis langfristig unabhängig von fossilen Rohstoffen und damit auch von russischen Importen zu werden."

Der Anteil russischen Erdgases an allen Erdgasimporten nach Deutschland habe in den Monaten Januar bis März 2022 bei schätzungsweise 40 Prozent gelegen, so der BDEW.

Haushalte und Industrie hängen am Gas

Laut Analyse bietet der Bereich der Stromerzeugung die aktuell größten Potenziale, russische Gaslieferungen zu ersetzen bzw. zu reduzieren - 36 Prozent der Gasverstromung könnten kurzfristig substituiert werden. Deutlich schwieriger wäre dieses Vorhaben im Bereich der Privathaushalte und der Industrie umsetzbar. Hier sieht der BDEW kurzfristige Substitutions- und Reduktionspotenziale von lediglich 15 bzw. 8 Prozent.

Kerstin Andreae: "Wir können den Import russischen Erdgases Stand heute nur zum Teil ersetzen. Alternativen wie Flüssigerdgas können helfen, fehlende Mengen auszugleichen. (...) Der Aufbau von zwei LNG-Terminals, die Erhöhung der Importmenge aus anderen Ländern und eine nachhaltige Sicherung der Füllstände in den Gasspeichern sind unabdingbar. Dauerhaft unabhängiger zu werden, heißt aber auch, jetzt sämtliche Weichen in Richtung Ausbau der Erneuerbaren zu legen."

Björn Katz, Redaktion StromAuskunft.de

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