Ukraine-Krieg und die Folgen - Statement der deutschen ...

Ukraine-Krieg und die Folgen - Statement der deutschen Energiewirtschaft

01.03.2022 | Energienachrichten

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat am gestrigen Montag ein Statement zur Lage der Energiewirtschaft vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs und der Wirtschaftssanktionen gegen Russland veröffentlicht. Der Branchenverband bezieht darin insbesondere Stellung zur gegenwärtigen und künftigen Versorgungssicherheit Deutschlands.

Wie ordnet die Energiewirtschaft die momentane Lage ein?

"Die deutsche Energiewirtschaft blickt mit Bestürzung und großer Sorge auf die Situation in der Ukraine. (...) Die Auswirkungen sind weder geopolitisch noch energiepolitisch und -wirtschaftlich zurzeit absehbar. (...) Der russische Überfall hat schon jetzt Auswirkungen auf unsere Energieversorgung, die weiter zunehmen können. (...) Die Energiewirtschaft prüft alle Optionen und wird Maßnahmen ergreifen, die kurz-, mittel- und langfristig die Energieversorgung unabhängiger und unser System resilienter machen."

Wie bewertet die Energiewirtschaft die hohen Preise für Strom und Gas?

"Wir sehen zudem mit Sorge, dass die Preisentwicklung im Strom- und Gasmarkt zu einem drängenden Problem für viele Kunden - Haushalts- wie gewerbliche und industrielle Kunden - wird. Die Frage der Bezahlbarkeit von Energie kann nur in einem gemeinsamen Ansatz von Politik und Energiewirtschaft gelöst werden. (...) Folgen dieser Krise werden einen unübersehbaren Einfluss auf die Beschaffung der Unternehmen haben und somit auf die Preisbildung."

Wie sicher ist die Gasversorgung in Deutschland?

"Russland liefert mehr als 50 Prozent des in Deutschland verbrauchten Erdgases (in der EU knapp 40 Prozent). Sollten Lieferungen aus Russland kurzfristig ausfallen, ist das eine große Herausforderung. (...) Die Energiewirtschaft geht davon aus, dass sie in diesem Winter ihre Gaslieferverpflichtungen unabhängig von Lieferungen aus Russland erfüllen kann. In Europa gibt es Sicherungsmechanismen, die in einer Engpasssituation greifen. In jedem Fall sind Haushaltskunden und Einrichtungen, wie beispielsweise Krankenhäuser, durch gesetzliche Bestimmungen besonders geschützt.

Die deutschen Gasspeicher sind kurz vor dem Winterende zu rund 30 Prozent gefüllt und weisen damit wieder einen vergleichbaren Stand zu den Vorjahren auf. (...) Unabdingbares Ziel ist, mit ausreichend gefüllten Gasspeichern in den nächsten Winter zu gehen und dies auch nachhaltig sicherzustellen. (...) Aktuell bezieht Europa auch verstärkt Flüssigerdgas via Großtanker aus den USA und Katar. Insbesondere dort und in Australien sind Produzenten in der Lage, ihre Angebotsmenge kurzfristig auszuweiten. Es besteht somit die Möglichkeit, zusätzliche Flüssigerdgas-Mengen zu beziehen - allerdings bei voraussichtlich hohen Preisen."

Wie sicher ist die Stromversorgung in Deutschland?

"Engpässe in der deutschen Stromerzeugung gibt es momentan nicht. Die Kraftwerke produzieren plan- und bedarfsgerecht. Die Prinzipien des Strommarkts sollten nicht infrage gestellt werden, um auch weiterhin eine effiziente und sichere Stromproduktion zu gewährleisten. (...) Ein anvisierter vorgezogener Kohleausstieg ist unter der Bedingung von Substitutionen durch erneuerbare Energien und die erforderliche gesicherte Leistung weiterhin möglich."

Was bedeutet die aktuelle Krise für die zukünftige Energieversorgung Deutschlands?

"Insgesamt werden mittelfristig vor allem der massive Ausbau erneuerbarer Energien, eine diversere Beschaffungsstruktur und der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft bedeutsam (...) sein, um unabhängig von fossilen Energieträgern zu werden. (...) Wenn wir unsere Energieversorgung resilienter und unabhängiger machen wollen, dann muss der Ausbau der erneuerbaren Energien in einem Tempo und Maße zulegen, welches wir in Deutschland bis dato nicht kennen.

Die Reduzierung der CO2-Emissionen auf dem Zielpfad zur Klimaneutralität muss neben Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit weiter prioritär bleiben. Diese Ziele stehen auch in der aktuellen Krise nicht im Widerspruch, sondern müssen stets zusammen gedacht werden."

Björn Katz, Redaktion StromAuskunft.de

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