In den zurückliegenden Wochen und Monaten war der Strommarkt in Deutschland von tiefgreifenden Verwerfungen geprägt: Der rasante Energiekostenanstieg führte zu explodierenden Preisen, gleichzeitig stellten zahlreiche Anbieter aus dem Discountsegment die Strombelieferung ein. Hauptleidtragende waren Neukunden, die Stromtarife zwischenzeitlich nur zu weit höheren Kosten als marktüblich abschließen konnten.
Durch einen Stromanbieterwechsel konnten Verbraucher zuletzt kaum sparen. Im Gegenteil: In vielen Fällen war der Abschluss eines neuen Stromtarifs sogar mit steigenden Kosten verbunden. Ursächlich ist das exorbitant hohe Preisniveau an der Strombörse, welches auf die allgemeine Energiekostenexplosion des letzten Jahres zurückgeht.
Das Problem: Viele Verbraucher mussten und müssen dennoch neue Stromtarife abschließen. Denn diverse Billiganbieter - darunter große Marken wie Stromio, Grünwelt Energie und Immergrün - kündigten ihren Bestandskunden kurzfristig, weil sie die Strombelieferung zum vereinbarten Preis nicht mehr gewährleisten konnten. Die Betroffenen fielen anschließend zu deutlich höheren Kosten in die örtliche Grundversorgung. Weil die Grundversorger plötzlich einen unerwartet hohen Kundenzulauf verzeichneten und mehr Strom zu den aktuell hohen Preisen einkaufen mussten, erhöhten sie die Tarife für Neukunden nochmalig. Auch Alternativanbieter waren zwischenzeitlich nicht in der Lage, Strom zu günstigeren Konditionen zu liefern.
Erste Anzeichen deuten nun auf eine leichte Entspannung der Marktlage hin. So bieten einige Grundversorger, beispielsweise die Kölner Rheinenergie, Neukunden abseits der Grundversorgung aktuell auch wieder günstigere Wahltarife an - auch wenn diese im Vergleich zum Preisniveau von vor einem Jahr noch deutlich teurer ausfallen.
Auch unser Dashboard für Strompreise, mit dem wir die tagesaktuellen Strompreise sowie die mögliche Wechselersparnis für Verbraucher in ganz Deutschland ermitteln, zeigt: Zwischen dem durchschnittlichen Kilowattstundenpreis in der Grundversorgung (37,40 ct/kWh) und dem Strompreis des günstigsten Alternativanbieters (33,54 ct/kWh) liegt wieder ein spürbarer Preisvorteil: Kunden können durch einen Wechsel im bundesweiten Schnitt derzeit rund 135 Euro pro Jahr sparen.
Unser Rat: Kunden, die kürzlich in die örtliche Grundversorgung gefallen sind, sollten jetzt die Strompreise vergleichen und Alternativen prüfen. Beim Abschluss eines neuen Tarifs empfehlen wir Verbrauchern, sich nicht zu lange an den neuen Anbieter zu binden (maximal 12 Monate), um im Falle sinkender Strompreise flexibel bleiben zu können.
Björn Katz, Redaktion StromAuskunft.de