Ein sparsamer Umgang mit Energie gilt als wichtiger Beitrag für Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Der noch junge Münchener Ökostromanbieter 4hundred behauptet allerdings das Gegenteil: "Strom sparen ist out! Um die Energiewende voranzutreiben, müssen wir mehr Strom verbrauchen." Gemeint ist allerdings keine bloße Stromverschwendung, sondern die Elektrifizierung klimabelastender Lebensbereiche.
Laut 4hundred-Mitbegründerin Ilona Ludewig ist der Umstieg von konventionellem Strom auf grüne Tarife zwar wichtig, kann die persönliche Klimabilanz jedoch nur zum Teil verbessern: "Was ist mit dem Gasherd? Was ist beim Heizen? Wie ist es mit dem Auto, mit dem Dieselfahrzeug?" Bei all dem werde nach wie vor auf klimaschädliche Energieträger gesetzt. Ludewig: "Die fossilen Brennstoffe (...) müssen wir noch loswerden. Wir sind überzeugt, dass es nur eine einzige Energiequelle für alles das braucht, und zwar Strom aus erneuerbaren Quellen und, ja, das wird sich dann auch beim Stromverbrauch zeigen."
Um die Nutzung von CO2-neutralem Ökostrom in anderen Sektoren zu fördern, müsse man zu allererst die Strompreise senken bzw. die Kosten umverteilen, sagt Ilona Ludewig. Beispiel EEG-Umlage: Sie treibe den Strompreis in Deutschland in die Höhe, obwohl gerade die Bereitstellung von Elektrizität hierzulande immer klimafreundlicher werde. Viel sinnvoller sei es laut Ludewig, die Kostenlast der Energiewende auf die fossilen Brennstoffe umzuverteilen, um die Elektrifizierung von Verkehrs- und Wärmesektor attraktiver zu machen.
Das Hauptaugenmerk sollte also nicht darauf liegen, Strom einzusparen, sondern den Energieverbrauch anderer Lebensbereiche langfristig auf sauberen Strom umzustellen. Vorbildwirkung bei der Preisbildung hat der Strommarkt selbst: Ökostromtarife sind inzwischen kaum noch teurer als konventioneller Strom - örtlich fallen sie sogar günstiger aus. Vergleichen können Verbraucher ganz einfach online per Ökostrom-Tarifrechner.
Björn Katz, Redaktion StromAuskunft.de