Im ersten Halbjahr 2020 ist der Stromverbrauch in Deutschland im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5,7 Prozent gesunken. Das zeigen vorläufige Berechnungen des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Insgesamt wurden von Januar bis Juni 272 Milliarden Kilowattstunden Strom verbraucht.
Der Rückgang sei vor allem auf die schwache Wirtschaftslage und den damit verbundenen geringeren Strombedarf in der Industrie zurückzuführen, teilt der Branchenverband mit. Die Industrie sei der größte Stromverbraucher in Deutschland, entsprechend habe ein Rückgang in diesem Sektor den größten Effekt auf den Stromverbrauch insgesamt. Im Zentrum der eingebrochenen Konjunktur und des damit verbundenen Verbrauchsrückgangs stehen die zurückliegenden Lockdown-Maßnahmen infolge der Corona-Pandemie.
Wie der BDEW weiter berichtet, ist der Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch Deutschlands im ersten Halbjahr 2020 auf eine Rekordquote von knapp über 50 Prozent angewachsen. Auch diese Entwicklung ist zum Großteil auf den gesunkenen Stromverbrauch zurückzuführen: Durch den Einspeisevorrang für erneuerbare Energieträger wie Solar- und Windkraft wurde die Stromerzeugung durch fossile Quellen in den zurückliegenden Monaten deutlich zurückgefahren. Dadurch stieg prozentual der Anteil regenerativer Energien.
Die vorliegenden Zahlen seien jedoch keine Garantie dafür, dass der Trend anhalte, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung: "Es ist erfreulich, dass im ersten Halbjahr 2020 bereits über die Hälfte des Stromverbrauchs mit erneuerbaren Energien gedeckt werden konnte. Auf diesen Erfolgen dürfen wir uns aber nicht ausruhen. Die Energiewirtschaft steht in den Startlöchern, um in den dringend notwendigen Erneuerbaren-Ausbau zu investieren. Dafür brauchen sie verlässliche Rahmenbedingungen. Die Bundesregierung sollte deshalb möglichst schnell einen Entwurf für eine umfassende Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes vorlegen. Die EEG-Reform muss das 65-Prozent-Ziel in konkrete, technologiespezifische Ausbaupfade übersetzen. Sie muss zugleich den Weg frei machen für einen forcierten und garantierten Ausbau von erneuerbaren Energien."
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Björn Katz, Redaktion StromAuskunft.de