Wie das BHKW-Infozentrum aktuell meldet, hat sich der massive Preisverfall an der Strombörse In den Monaten April und Mai fortgesetzt. Vor dem Hintergrund der Corona-bedingten Einschränkungen des sozialen und wirtschaftlichen Lebens in Deutschland ist der Großhandelspreis für Strom auf ein Niveau gesunken, das zuletzt vor knapp 20 Jahren verzeichnet wurde. Die Verbraucher profitieren vom Rekord-Preistief allerdings noch immer nicht.
Im zweiten Quartal 2020 (April bis Juni) wird der durchschnittliche Börsenstrompreis voraussichtlich auf den tiefsten Stand der letzten 20 Jahre abrutschen. Erwartet wird ein durchschnittlicher Quartalspreis in Höhe von 1,95 bis 2,15 Cent pro Kilowattstunde. Insbesondere in den Monaten April und Mai führte die Coronakrise zu einem drastischen Preisverfall an der Strombörse EEX. Die Kilowattstunde Grundlaststrom sank in diesem Zeitraum auf rund 1,735 Cent. Der bis dato tiefste Wert der letzten 20 Jahre lag bei 2,068 Cent pro Kilowattstunde und wurde im dritten Quartal 2001 registriert.
Auch die Häufigkeit negativer Strompreise an der Börse habe sich deutlich erhöht, berichtet das Fachportal. Im Vergleich zum Durchschnittswert der Vorjahre habe man für April und Mai 2020 einen Anstieg um rund 145 Prozent gemessen.
Derzeit ist auf dem deutschen Strommarkt eine paradoxe Lage zu beobachten: Obwohl der Großhandelspreis für Strom seit Beginn der Corona-Pandemie stetig und drastisch gefallen ist, haben sich die Grundversorgungstarife für Haushalte im laufenden Jahr um fast sechs Prozent verteuert, wie eine Studie des auf energiewirtschaftliche Daten spezialisierten Dienstleisters enet kürzlich ergeben hat.
Dass die niedrigen Einkaufspreise für Strom auch in Haushalten und Unternehmen ankommen müssen, fordern Verbraucherschützer bereits seit Monaten. Die Stromanbieter verweisen jedoch darauf, dass der Strom, den die Haushalte aktuell beziehen, bereits in der Vergangenheit zu anderen Preisen eingekauft worden sei. Die derzeitigen Beschaffungskosten seien erst für die kommenden Jahre relevant. Aus Sicht der Verbraucherzentralen eine einseitige Preispolitik. Sie sagen: In der Regel geben die Anbieter höhere Großhandelspreise schnell an die Verbraucher weiter, sinkende Kosten werden hingegen nur sehr zögerlich berücksichtigt.
Da viele Marktbeobachter bezweifeln, dass die für die kommenden zwei Jahre von der Bundesregierung angekündigte Senkung der EEG-Umlage zu einer tatsächlich spürbaren Entlastung der Stromkunden führen wird, bleibt ein Stromanbieterwechsel nach wie vor die wirksamste Methode, um die eigenen Stromkosten effektiv zu reduzieren. Noch günstiger und bequemer lässt sich die Stromrechnung durch regelmäßige, automatisierte Wechsel senken.
Björn Katz, Redaktion StromAuskunft.de