Immer häufiger schließen Unternehmen langfristige Stromlieferverträge mit Betreibern klimafreundlicher Kraftwerke ab. Dies gilt jedoch vor allem im internationalen Maßstab, derzeit beispielsweise in Skandinavien, Großbritannien, Spanien, Portugal und den USA. In Deutschland bleibt das Potenzial der sogenannten Power Purchase Agreements (PPA) noch weitgehend ungenutzt, wie eine Studie der Energiemarktanalysten von Aurora Energy Research besagt.
"Grundsätzlich haben PPAs eine Reihe von Vorteilen für alle Beteiligten", erklärt Studienautor Peter Baum. "Für die Abnehmer ist vor allem die Planungssicherheit bei den Energiekosten interessant, weil der Strompreis für die gesamte Laufzeit des PPA ausgehandelt und festgelegt wird. Außerdem belegen die Unternehmen mit dem Kauf von erneuerbarem Strom ihr Engagement für den Klimaschutz, was sowohl Kunden als auch Investoren zunehmend einfordern." Für die Stromerzeuger biete ein direkter Liefervertrag die Chance, Windkraft- oder Photovoltaikanlagen auch ohne Subventionen wirtschaftlich zu betreiben. Nicht zuletzt profitiere auch die Gesamtheit der Stromverbraucher, denn geringere Subventionen würden sinkende Abgaben bedeuten.
In den vergangenen zwei Jahren wurden laut Studie allein in Skandinavien PPAs für rund 4,3 Gigawatt Kraftwerksleistung geschlossen. Unter anderem sichert sich der norwegische Aluminiumhersteller Norsk Hydro für 19 Jahre Stromlieferungen aus dem schwedischen Onshore-Windpark Markbygden. Mit einem Umfang von 650 Megawatt ist dieser Vertrag mehr als zehnmal so groß wie alle im gleichen Zeitraum abgeschlossenen PPAs in Deutschland zusammen.
Dabei biete der Strommarkt auch hierzulande erhebliches Potenzial, sagen die Aurora-Experten: Industrie und Gewerbe würden pro Jahr rund 380 Terawattstunden Strom verbrauchen, von denen allein die 200 größten deutschen Unternehmen gut 50 über direkte Stromlieferverträge beziehen könnten - ein Marktvolumen von rund zwei Milliarden Euro.
© 2019 Redaktion StromAuskunft.de, Björn Katz