Prof. Dr. Jens Strüker, Dekan des Studiengangs Digitales Energiemanagement an der hessischen Hochschule Fresenius, hat sich in seinem Wissenschaftsblog aktuell der Energieversorgung der Zukunft gewidmet: Mit unserem aktuellen Energiesystem, so Strüker, seien wir nicht in der Lage, unsere künftige Versorgung ökonomisch und ökologisch sinnvoll sicherzustellen. Es sei unvermeidlich, die klassische Trennung zwischen Produzent und Konsument aufzubrechen und Energieverbraucher damit auch zu Energieversorgern zu machen.
"Wir stehen aktuell vor der Herausforderung, ein zunehmend dezentrales Energiesystem koordinieren zu müssen", so Strüker. "Aktuell binden wir die unterschiedlichen Teilnehmer - tausende Blockheizkraftwerke, Millionen Photovoltaikanlagen, zehntausende Windkraftanlagen und Batterien - lediglich physikalisch in das Stromsystem ein. Einspeisen und Ausspeisen von Strom erfolgt unabhängig von Engpässen im Verteilnetz und damit den tatsächlichen Kosten."
Dabei werde sich die Situation weiter zuspitzen: Auf dem Wärmesektor finde eine Elektrifizierung im großen Stil statt, die Bereiche Verkehr und Transport würden folgen. Künftig könne ein Haus spontan zum Stromlieferanten für Nachbarn werden, beispielsweise durch überschüssigen Solarstrom aus der heimischen PV-Anlage. Technisch begleitet werde diese Entwicklung durch das sogenannte "Internet of Things", welches Geräte aller Art und Größe miteinander kommunizieren lasse. "Auf diese Weise werden wir alle unmittelbar Teil der Energiewende", sagt Strüker.
Und die Energieversorger? Strüker: "Diese agieren künftig als Schnittstellenmanager. Sie erzielen ihre Wertschöpfung durch Komplexitätsreduktion. Die Rolle als Umsorger vor Ort ist dabei auch zukunftssicherer als der Versuch, ein Datensammler zu werden. (...) Wir müssen dringend die Spielregeln für einen Markt schaffen, in dem stromverbrauchende und stromerzeugende Geräte aller Größen aktiv am Energiehandel und den Systemdienstleistungen teilnehmen. Haushalte und Unternehmen müssen direkt interagieren können."
© 2018 Redaktion StromAuskunft.de, Björn Katz