Stromverträge mit Prämien lohnen meistens nicht

Stromverträge mit Prämien lohnen meistens nicht

06.01.2017 | Energienachrichten

Pressemeldung der Verbraucherzentrale Niedersachen

Was bei Zeitungs- und Zeitschriftenabos schon lange verbreitet ist, greift auch auf dem Energiemarkt immer mehr um sich: Um Verbraucher von ihren Angeboten zu überzeugen, stellen Händler beim Abschluss eines neuen Vertrags besondere Prämien oder Vergünstigungen in Aussicht. Egal ob Handy, Pay-TV-Abo oder Versicherung – die Zusatzleistungen, mit
denen um die Gunst von Stromkunden geworben wird, sind vielfältig. Der Marktwächter Energie hat einige dieser Angebote genauer unter die Lupe genommen. Ergebnis: Nicht immer können Verbraucher wirklich erkennen, was sie bei den Prämien erwartet. Achten Kunden bei der Bestellung nicht ganz genau auf das Kleingedruckte, kann das vermeintliche Geschenk sogar zur Kostenfalle werden.
 
Den Stromanbieter wechseln und gleichzeitig noch ein neues Handy oder einen Gutschein dazu bekommen? Für viele Kunden klingt das attraktiv. Schaut man sich die Zusatzprodukte einmal etwas genauer an, werfen jedoch viele Angebote Fragen auf. „Oft beginnen die Schwierigkeiten schon damit, dass die Kunden vor der Bestellung gar nicht alle Informationen erhalten, die sie brauchen, um das Angebot bewerten zu können“, sagt Tiana Preuschoff, Energierechtsexpertin im Projekt Marktwächter Energie der Verbraucherzentrale Niedersachsen.
 
So gab es unter den zehn Angeboten, die die Verbraucherzentrale untersucht hat, beispielsweise drei Fälle, in denen nicht klar zu erkennen war, wann und wie die Prämie zur Verfügung gestellt wird. Bei zwei weiteren Angeboten behielten sich die Anbieter das Recht vor, die Prämie nach der Bestellung noch zu ändern und stattdessen ein Ersatzprodukt zu liefern. „Im schlechtesten Fall kann das bedeuten, dass sich ein Kunde wegen eines bestimmten Produkts für einen Stromvertrag entscheidet, dieses am Ende jedoch gar nicht erhält“, so Preuschoff.
 
Aus Sicht der Verbraucherzentrale ist es daher wichtig, dass Kunden vor Abschluss eines Stromvertrags mit Prämie immer ganz genau darauf achten, welche Bedingungen im Kleingedruckten und während des Bestellprozesses genannt werden. Besonders gründlich sollte überprüft werden, ob durch das Zusatzprodukt möglicherweise ein zweiter Vertrag zustande kommt.
 
„Viele Kunden gehen bei Prämien ganz automatisch davon aus, dass es sich um eine reine Zugabe zum Stromvertrag handelt, also quasi um eine Art Geschenk ohne weitere Verpflichtungen“, erläutert Preuschoff. Tatsächlich seien jedoch einige Angebote so angelegt, dass für das Zusatzprodukt ein separater Vertrag abgeschlossen werden muss. Vergessen die Kunden, diesen Zweitvertrag nach Ablauf des ersten Jahres zu kündigen, kann es passieren, dass das ursprüngliche Werbegeschenk im zweiten Jahr plötzlich kostenpflichtig wird.

Bei der aktuellen Untersuchung des Marktwächters Energie fanden sich drei Prämien, die ab dem zweiten Jahr mit Zusatzkosten verbunden waren: ein Abo für eine Frauenzeitschrift (Anbieter: Energy2Day GmbH), ein Abo für den Pay-TV-Sender Sky (Anbieter: E.ON) sowie eine Versicherung mit dem Namen Haushaltsschutzbrief, die von der Extra Energie GmbH angeboten wird.
 
Aber auch unabhängig von möglichen Folgekosten zeigt der Marktcheck der Verbraucherzentrale, dass sich Stromverträge mit Zusatzprodukten finanziell nicht unbedingt lohnen: Um das Preis-Leistungs-Verhältnis der Angebote bewerten zu können, hat der Marktwächter die Kosten der Prämien-Tarife mit jenem Betrag verglichen, den ein Kunde zahlen müsste, wenn er sich für einen der derzeitig günstigsten Stromanbieter entscheidet und das Zusatzprodukt unabhängig davon selbst kauft. Ergebnis: Nur in zwei Fällen konnten die Kunden durch die Tarife mit Zusatzleistung definitiv sparen. In vielen anderen Fällen waren die Angebote dagegen derart teuer, dass die Kunden trotz der Prämie draufzahlen mussten.
 
„Das extremste Beispiel kam vom Lieferanten Yello Strom, der verschiedene Handys und Tablets zum Stromvertrag anbietet“, berichtet Preuschoff. „Für viele Kunden klingt das erst mal nach einem Schnäppchen – am Ende zahlen sie jedoch bis zu 400 Euro mehr als bei einem getrennten Kauf von Strom und Elektroartikel.

Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass die Prämien - Tarife auch unter finanziellen Erwägungen eher mit Vorsicht zu betrachten sind. Vielfach scheint es sich eher um Lockangebote als um wirklich günstige Konditionen zu handeln. In Einzelfällen können Verbraucher zwar durchaus profitieren, die Ergebnisse des Marktchecks legen jedoch nahe, dass dies eher die Ausnahme als der Regelfall ist. Zudem kommen die Vorteile nur dann zum Tragen, wenn die Kunden die mit dem Vertrag verbundenen Regelungen stets genauestens im Blick behalten und auf jeden Fall rechtzeitig kündigen. Wer einen regelmäßigen Anbieterwechsel scheut und sich eher einen Tarif wünscht, der auch auf längere Sicht gute Konditionen verspricht, sollte sich daher von den Zusatzangeboten nicht beeinflussen lassen, sondern besser für ein anderes Angebot entscheiden.

 

Weitere Ergebnisse sowie eine Übersicht über alle untersuchten Angebote finden Sie im Hintergrundpapier zum Marktcheck.


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