Am vergangenen Sonntag haben sich die Schweizer im Rahmen einer Volksabstimmung mehrheitlich gegen einen vorzeitigen Atomausstieg entschieden. Gegen das von den Grünen in den Raum gestellte Ende der Atomkraft bis zum Jahr 2029 stimmten gut 54 Prozent der Eidgenossen, für die Initiative votierten knapp 46 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei etwa 45 Prozent.
Ein breites Bündnis von Atomkraftgegnern hatte auf das hohe Alter der Schweizer Reaktoren hingewiesen und wollte mit der Initiative erreichen, dass die Meiler spätestens nach 45 Betriebsjahren abgeschaltet werden. Das hätte für drei der fünf Schweizer Anlagen - die immerhin zu den ältesten der Welt gehören - bereits im kommenden Jahr das Aus bedeutet. Die Regierung hatte in diesem Zuge angemahnt, dass ein vorschneller Ausstieg Atom- und Kohlestromimporte aus dem Ausland notwendig machen würde.
Die Schweiz hatte nach der Katastrophe von Fukushima im Jahr 2011 den grundsätzlichen Ausstieg aus der Atomkraft beschlossen, jedoch auf einen konkreten Zeitplan verzichtet. Immerhin dürfen laut Beschluss im Land keine neuen Atomkraftwerke mehr gebaut werden.
Die Entscheidung der Schweizer gegen einen schnellen Atomausstieg kommentiert Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH): "Nukleare Technik ist nicht beherrschbar. Das hat uns die Reaktorkatastrophe von Fukushima vor fünf Jahren auf erschreckende Weise noch einmal erneut vor Augen geführt. Was in Japan passiert ist, kann genauso bei uns und in anderen Ländern passieren. Jüngere Vorfälle in deutschen, französischen, belgischen aber auch schweizerischen Atomkraftwerken machen deutlich, dass das Zeitalter der Kernenergie beendet werden muss. Die Entscheidung, dem Atomstrom nicht vorzeitig ein Ende zu setzen, ist vor diesem Hintergrund bedauerlich und aus Sicht der DUH eine Fehlentscheidung. Umweltministerin Hendricks sollte sich im Gespräch mit den deutschen Nachbarländern weiterhin dafür einsetzen, dass alte und gefährliche Atomreaktoren vom Netz genommen werden. Außerdem fordern wir verbindliche Mindestanforderungen an Atomkraftwerke in Europa und die sofortige Abschaltung der gefährlichsten Meiler."
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Björn Katz, Redaktion StromAuskunft