Bedeutet der Brexit das Ende für AKW-Projekt Hinkley Point C?

Bedeutet der Brexit das Ende für AKW-Projekt Hinkley Point C?

15.07.2016 | Energienachrichten

Nach Auffassung der ökologisch orientierten Energiegenossenschaft Greenpeace Energy erscheint die Realisierung des geplanten britischen Atomkraftwerks Hinkley Point C teurer und komplizierter denn je. Die Folgen des Brexit-Referendums könnten das umstrittene Projekt endgültig kippen. "Der Ausstieg mit all seinen unabsehbaren wirtschaftlichen und juristischen Risiken baut den verantwortlichen Managern und den verbliebenen politischen Befürwortern eine goldene Brücke, um Hinkley Point C gut begründet zu stoppen und gleichzeitig das eigene Gesicht zu wahren", sagt Sönke Tangermann, Vorstand bei Greenpeace Energy.

Die vom Staat zu tragenden Beihilfen für das Projekt liegen nach einer aktuellen Schätzung der britischen Regierung bei etwa 43 Milliarden Euro - und damit doppelt so hoch wie noch vor einem Jahr. Eine Analyse im Auftrag von Greenpeace Energy sieht die Subventionskosten inklusive Inflationsausgleich sogar bei mehr als 100 Milliarden Euro. In den vergangenen Monaten war das AKW-Projekt schwer unter Druck geraten. Der Betreiberkonzern Electricité de France (EDF) hatte seine Investitionsentscheidung immer wieder verschoben, zuletzt auf September. Die Arbeitnehmervertreter des Konzerns lehnten das Projekt zudem ab, und mehrere Top-Manager verließen das Unternehmen, weil sie die finanziellen Risiken für EDF als zu groß ansahen.

Greenpeace Energy hatte vor genau einem Jahr gemeinsam mit neun weiteren Unternehmen gegen die britischen Atomsubventionen beim Gericht der Europäischen Union in Luxemburg Klage eingereicht. Diese richtet sich gegen die EU-Kommission, die das Beihilfepaket für Hinkley Point C genehmigt hatte. Parallel klagen auch die Staaten Österreich und Luxemburg gegen Hinkley Point C vor dem Europäischen Gerichtshof. "Als wir unsere Klage 2015 einreichten, schien das Projekt noch gesetzt und in Großbritannien weitgehend unumstritten - das hat sich komplett geändert", so Tangermann. "Angesichts der exorbitanten Kosten und wachsenden Risiken wird Hinkley Point C zum teuersten und absurdesten Kraftwerksprojekt aller Zeiten."

Die Brexit-Entscheidung wirft nun zahlreiche neue Probleme auf: So haben nach dem Referendum mehrere Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit Großbritanniens herabgestuft. Dies könnte die Finanzzusagen für den hochsubventionierten AKW-Bau erschweren. Neue Zölle sowie Einfuhr- und Aufenthaltsbestimmungen dürften den Bau von Hinkley Point C durch den französischen EDF-Konzern in der Praxis ebenfalls komplizierter machen.

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Björn Katz, Redaktion StromAuskunft

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