Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat den von den Netzbetreibern angegebenen Ausbaubedarf an Hochspannungsleitungen in Zweifel gezogen. "Der von den Netzbetreibern vorgeschlagene Netzausbau soll auch Kohlekraftwerken und dem europäischen Stromhandel dienen. Überzogene Ausbauplanungen sind jedoch Gift für die Akzeptanz der Energiewende. Der Netzausbau muss auf ein vernünftiges Maß beschränkt werden", so der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger.
Laut BUND diene von den vier aktuell vorgeschlagenen Nord-Süd-Stromtrassen mindestens eine dem Betrieb von Kohlekraftwerken, die übrigen drei hätten einen massiven Ausbau der Offshore-Windenergie zur Voraussetzung. Deshalb müsse die Planung dieser Stromtrassen nochmals auf den Prüfstand. Ohnehin habe die Beteiligung der Öffentlichkeit bisher nahezu keinen Einfluss auf die Planungen zum Netzausbau. Weiger: "Bei den Bürgern und Institutionen, die sich mit großem Einsatz an den Planungen beteiligen und ihren Sachverstand einbringen, bleibt der Eindruck einer Scheinbeteiligung zurück."
Nach Ansicht des BUND werde die Dramatik der Lage derzeit überzeichnet. "Wir brauchen einen Netzausbau für die Energiewende, aber wir brauchen weniger und vermutlich andere Strecken als die bisher vorgeschlagenen", stellt BUND-Energieexperte Werner Neumann klar. "Neue Stromtrassen müssen dem Ausbautempo der erneuerbaren Energien entsprechend passgenau geplant werden. Nur nachweislich und mittelfristig für die Energiewende dringend erforderliche Stromtrassen dürfen sich im Bundesbedarfsplan wiederfinden."
© 2012 StromAuskunft.de
Björn Katz, Redaktion StromAuskunft