Preisfrage: Was haben Klimaschutz und die Deutsche Bahn gemeinsam? Beide sind spät dran (höhö). Aber natürlich noch viel mehr. Zum Beispiel, dass Bahnfahren im Vergleich der Verkehrsmittel tatsächlich klimafreundlich ist. Und damit diese Botschaft auch bei jedem Fahrgast ankommt, hat der ICE jetzt einen grünen Streifen.
Klimaschutz und Ticketpreise
Das Signal hinter dem ästhetischen Umstieg von alarmrot auf ökogrün ist unmissverständlich: „Wir machen Klimaschutz.“ Ein Werbeversprechen, mit dem in Zeiten extremer Sensibilisierung für das Thema zwar unanständig inflationär umgegangen wird, in diesem Fall gibt es jedoch gleich zwei gute Gründe: Die Bahn erhofft sich von ihrer aktuellen Imagekampagne, ebenso grün wie günstig zu werden. Sollte das Klimakabinett der Bundesregierung nämlich die Mehrwertsteuer im Fernverkehr kürzen, könnten die Ticketpreise deutlich sinken. Für den reduzierten Satz von 7 statt 19 Prozent finden sich derzeit in nahezu allen politischen Lagern Mehrheiten. Gut möglich also, dass Klimapolitik endlich auch zur sinnvollen Preispolitik wird.
Bahnstrom nicht gleich Ökostrom
Auch wenn Bahnfahren zu Recht als vergleichsweise umweltfreundlich gilt – wer in den Zug steigt, fährt keineswegs klimaneutral. Zwar betreibe man den Fernverkehr seit vergangenem Jahr komplett mit Ökostrom, betont die Bahn, das bedeutet letztlich aber nur, dass man so viel erneuerbare Energie einkauft wie für den Fernverkehr benötigt wird. Unter dem Strich stammten 2018 noch mehr als 40 Prozent des Bahnstrommixes aus Kohle, Gas und Kernkraft und waren damit unökologisch grau. 100 Prozent Grünstrom soll es in den Oberleitungen erst 2038 geben, auf komplett klimaneutralen Schienenverkehr müssen Bahnfahrer sogar bis 2050 warten.
Strategie „Starke Schiene“
Und was ist abseits von grün und günstig geplant? Die Konzernspitze hat im Rahmen der Strategie „Starke Schiene“ Ehrgeiz pur verordnet. Darunter folgende Ziele: Verdoppelte Fahrgastzahlen und deutlich mehr Züge im Fernverkehr, Verbindungen zwischen Metropolen im 30-Minuten-Takt, mehr Kapazität in Pendlerzügen, Ausbau von Schienennetz und -technik, Verbesserungen bei Bahnhofsinfrastrukturen etc. Tatsächlich hatte die Bahn zunächst erwogen, die geplante Mehrwertsteuersenkung teilweise zur Finanzierung dieser Pläne zu nutzen, ist aber rechtzeitig zurückgerudert. Stand jetzt: Man will die erwarteten Kostenvorteile eins zu eins an die Kunden weitergeben, um anschließend von höheren Fahrgastzahlen im Fernverkehr zu profitieren.
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