Die deutsche Solarbranche blickt mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf das Jahr 2017 zurück. Laut Angaben des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW-Solar) und Daten der Bundesnetzagentur stieg die Nachfrage nach Photovoltaikanlagen nach jahrelangen Einbrüchen erstmals wieder an – und dies gleich um rund ein Viertel im Vergleich zu 2016. Trotzdem wurde das von der Bundesregierung gesteckte Ausbauziel erneut und zwar deutlich verfehlt.
55.000 neue PV-Anlagen reichen nicht
2017 wurden deutschlandweit rund 55.000 Solarstromanlagen mit einer Nennleistung von bis zu zehn Kilowatt installiert, bilanziert der BSW-Solar – ein Plus von etwa 11.000 im Vergleich zum Vorjahr. Bis heute stehen im gesamten Bundesgebiet damit rund 980.000 Photovoltaikanlagen dieser Leistungsklasse in Betrieb. Voll im Trend liegen Batteriespeicher. Jede zweite neue Photovoltaikanlage der Eigenheimklasse wird nach Angaben des Branchenverbandes inzwischen mit einem Solarstromspeicher kombiniert, der den besonders lukrativen Eigenverbrauch wesentlich erhöht und noch dazu das Netz entlastet.
Aber: Das Ausbauziel der Bundesregierung für Photovoltaik von 2,5 Gigawatt pro Jahr wurde 2017 erneut verfehlt. Übrigens schon zum vierten Mal in Folge. Bis Ende November registrierte die Bundesnetzagentur neue Solarstromanlagen mit einer Leistung von rund 1,6 Gigawatt. Noch dazu war die Quote neu installierter Solarheizungen erneut rückläufig.
„Unser Energiesystem ist für eine deutliche Beschleunigung des Solarenergie-Ausbaus bereit. Solar- und Speichertechnologie sind inzwischen preiswert und in der Lage, deutlich mehr Verantwortung zu übernehmen. Es ist höchste Zeit, bestehende Bremsen zu lösen“, klagt BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig. „Es gibt keinen Grund mehr, die Solarenergie länger zu deckeln: Aufgrund des Preisverfalls haben die im EEG gewährten Marktprämien für die Errichtung neuer PV-Systeme keinen nennenswerten Einfluss mehr auf den Strompreis. Mit Erzeugungskosten von rund fünf Cent ist neu errichtete Solartechnik im Kraftwerksmaßstab inzwischen auch in Deutschland eine der günstigsten Arten der Energieerzeugung geworden. Dazu tragen zunehmend auch Solarstromspeicher bei, deren Preise sich innerhalb der letzten vier Jahre halbiert haben. Sie reduzieren den mit der Energiewende verbundenen Netzausbaubedarf merklich.“ Der Verband empfiehlt der Politik (nicht ganz uneigennützig), das jährliche PV-Ausbauziel Deutschlands auf eine Größenordnung von rund zehn Gigawatt anzuheben.
Solaranlagen – Aktuelle Fakten (Quelle: BSW-Solar)
Im Jahr 2017 hat eine für Einfamilienhäuser typische neue Photovoltaikanlage mit einer Nennleistung von fünf Kilowatt im Bundesdurchschnitt mehr als 4.700 Kilowattstunden Sonnenstrom erzeugen können. Dies deckt rein rechnerisch den jährlichen Stromverbrauch eines Vier-Personen-Haushaltes. Die durchschnittlichen Anschaffungskosten einer Photovoltaikanlage der Eigenheimklasse liegen laut BSW-Solar inzwischen unter 10.000 Euro und betragen nur noch etwa ein Drittel dessen, was für die Installation einer schlüsselfertigen Anlage gleicher Leistung noch vor zehn Jahren veranschlagt wurde.
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