Immer mehr Hauseigentümer planen die Anschaffung einer Solaranlage, um günstigen und klimafreundlichen Sonnenstrom für den Eigenbedarf zu gewinnen. Allerdings halten sich in den Köpfen vieler noch immer hartnäckige Mythen zum Thema. Mit den wichtigsten Irrtümern räumt die Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA) auf.

Wahr ist: Eine Photovoltaikanlage ist für die allermeisten Eigentümer lohnend. Sie erzeugt günstigen Strom für den Eigenbedarf, und was nicht selbst verbraucht werden kann, wird gegen Vergütung ins Netz eingespeist. Trotz gesunkener Vergütungssätze erwirtschaftet eine PV-Anlage ordentliche Renditen und macht die Betreiber zudem unabhängiger von teuren Versorgerstrompreisen. Von den folgenden Mythen sollten sich Solarstromerzeuger jedoch verabschieden.
Mythos 1: Süddach-Anlagen sind lukrativer
Es stimmt zwar, dass Süddächer mit einer Neigung von 30 Grad optimal für eine maximale Solarausbeute sind. Aber: Wirtschaftlicher ist es, den Strom dann zu gewinnen, wenn er direkt genutzt werden kann. Dafür eignet sich eine Ost-West-Ausrichtung, bei der die Anlage auf beiden Seiten des Daches angebracht wird. Der solare Ertrag liegt hier zwar nur bei 80 bis 90 Prozent – dafür erzeugen Ost-West-Anlagen den Sonnenstrom kontinuierlicher über den Tag verteilt und insbesondere morgens und nachmittags. So lässt sich ein größerer Teil des häuslichen Strombedarfs decken, was die Wirtschaftlichkeit der Anlage erhöht.
Es gibt jedoch eine Ausnahme: Wer eine Wärmepumpe betreibt, hat mit einer Süddach-Anlage Vorteile. Sie liefert in den kurzen Wintertagen, wenn die Wärmepumpe viel Strom zum Heizen benötigt, mehr Solarstrom als eine Ost-West-Anlage.
Mythos 2: Nur mit Solarstromspeicher lohnt sich die Photovoltaikanlage
Eine Solaranlage lohnt sich auch ohne Batteriespeicher. Mit Speicher kann sich unter Umständen sogar die Rentabilität verschlechtern, da teure Sonnenbatterien insbesondere für kleinere Wohngebäude meist noch nicht wirtschaftlich sind. Grundsätzlich gilt: Je höher der solare Eigenverbrauch, desto rentabler ist die Photovoltaikanlage. Ihn per Speicher zu erhöhen, muss aufgrund der hohen Anschaffungskosten jedoch im Einzelfall abgewogen werden.
Der momentane Expertenrat lautet: Systeme mit Kosten unterhalb 800 Euro pro Kilowattstunde Speicherkapazität sind wirtschaftlich – vorausgesetzt, die garantierte Lebensdauer der Geräte beträgt 20 Jahre.
Mythos 3: Solaranlage und Stromspeicher machen autark
Dies ist einer der häufigsten Mythen. Fakt ist: Photovoltaikanlage und Batteriespeicher können auch in Kombination im Normalfall nur einen Teil des Strombedarfs von Haushalten decken. Je nach Größe von Anlage und Speicher sowie nach Höhe des Stromverbrauchs können Autarkiegrade zwischen 30 und 90 Prozent erreicht werden.
Insbesondere in der dunklen Jahreszeit reicht der Solarstrom vom Dach nicht für den gesamten Bedarf aus. Im Sommer hingegen liefert die Anlage mehr Strom als verbraucht und gespeichert werden kann. Dann ist die Einspeisung von Überschussstrom ins Netz wirtschaftlich sinnvoll. Eine 100-prozentige Autarkie, also die komplette Selbstversorgung mit Sonnenstrom, ist aus Expertensicht heute zwar technisch möglich, aber extrem aufwendig und teuer.
Mythos 4: Solarmodule werden nicht recycelt
Dies stimmt nur teilweise. Es gibt bereits das bundesweite Sammel- und Recyclingsystem PV-Cycle, dem sich viele Hersteller angeschlossen haben. Betreiber von Photovoltaikanlagen können Module dieser Mitgliedsunternehmen nach Ablauf der Lebenszeit oder auch im Schadensfall an einer der Sammelstellen kostenfrei abgeben.
Recycelt werden aktuell die Solarmodulbestandteile Glas und Aluminium. Die Verwertung von Silizium und anderen Metallen ist technisch möglich, erfolgt jedoch aus wirtschaftlichen Gründen noch nicht. Forschungsvorhaben arbeiten daran, ein vollständiges Recycling von Solarmodulen zu realisieren.
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