Der zurückliegende Sommer hat selbst im üblicherweise unter Dauerherbst leidenden Deutschland eine Grundsatzfrage aufgeworfen: War die Rekordhitze eine Jahrhundertausnahme oder läutet sie einen langfristigen Trend ein? Stichwort: Heißzeit. Die New York Times (NYT) hat aus gegebenem Anlass ein informatives Tool online gestellt – eine Weltkarte, die zeigt, wie heiß es rund um den Globus war, ist und noch werden wird.
„How much hotter is your Hometown?“
Wer dem interaktiven Datenprojekt seine Heimatstadt und sein Geburtsdatum mitteilt, kann den Selbstversuch starten. Wir machen es mal mit Kassel, weil’s so schön mittig in der Deutschlandkarte ruht. Also: Ein Kasseler Einwohner Jahrgang 1978, der mit seinen 40 Lenzen ein wunderbar durchschnittliches Fallbeispiel abgibt, hatte laut NYT in seinem Geburtsjahr mit exakt null Tagen zu rechnen, an denen das Thermometer über die Marke von 32 Grad Celsius geklettert ist. Im Jahr 2017 ist die Quote dieser besonders heißen Tage bereits auf 1,5 gestiegen. 2058, wenn unser Kasseler Musterbürger 80 Jahre alt ist, muss er schließlich mit zwei bis vier Hitzetagen rechnen. Für das Ende des Jahrhunderts prognostiziert die Weltkarte für unsere Region eine Bandbreite von zwei bis neun hochtemperierten Tagen im Jahr.
Beschweren sollten wir uns allerdings nicht, vor allem wenn wir den Blick auf die Südhalbkugel der Erde richten. Indonesiens Hauptstadt Jakarta gehen die Tage unter 32 Grad laut NYT bis zum Ende des Jahrhunderts beispielsweise komplett aus. Zum Vergleich: 1960 zählte die südostasiatische Region trotz tropischer Klimazone gerade einmal fünf Hitzemonate im Jahr. Auch im nördlicher gelegenen Neu-Delhi müssen die deutlich über 20 Millionen Einwohner der Metropolregion Ende des Jahrhunderts voraussichtlich acht Monate im Jahr schwitzen. Und das gar nicht so weit entfernte Madrid wird seinen Durchschnittswert von 33 heißen Tagen im Jahr 1960 zur Jahrhundertwende mindestens verdoppeln, wenn nicht verdreifachen.
Zur interaktiven Weltkarte der New York Times und weiteren Informationen zur Methodik sowie zum aktuellen Forschungsstand geht es hier.
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