Wie werden künftige Generationen unsere Epoche wohl im Rückblick betrachten? Vielleicht wird man sagen: „Damals haben die Menschen Atome gespalten, daraus Bomben und Kraftwerke gemacht und am Ende den ganzen Dreck verbuddelt. Wir wissen nur nicht mehr, wo.“ Um dies zu verhindern, setzt sich die Forschungsrichtung der Atomsemiotik mit der Frage auseinander, wie man unsere Nachkommen noch in Millionen von Jahren vor endgelagertem Atommüll warnen kann.
Generation Endlager
Die Ursprünge der Atomsemiotik reichen bis in die frühen 1980er Jahre zurück, als sich die Politik erstmals mit der Warnung der Nachwelt vor den Gefahren atomaren Mülls beschäftigte. Damals beauftrage die US-Regierung eine eigens installierte Arbeitsgruppe, Lösungen zu finden, wie man Menschen auch in 10.000 Jahren noch davon abhalten kann, das Endlager Yucca Mountain in Nevada zu betreten. Das Dilemma ist klar: Selbst wenn das letzte Atomkraftwerk der Welt Stein für Stein abgetragen wurde, werden die nuklearen Hinterlassenschaften unserer Epoche noch Millionen Jahre lang unterirdisch vor sich hinstrahlen. Und die Geschichte lehrt uns, wie schnell vieles in Vergessenheit geraten kann. Während wir heute immer mal wieder über Dinosaurierknochen, Pharaonengräber oder Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg stolpern, könnten unsere Kindeskinder möglicherweise arglos eine Klassenfahrt ins schöne Gorleben unternehmen.
Wie also warnt man zukünftige Generationen effektiv vor deponiertem Atommüll? Die Atomsemiotik liefert auf diese Frage durchaus kreative Antworten. Ein Vorschlag besteht beispielsweise darin, die Erdoberfläche über atomaren Endlagern künstlich unwegsam zu gestalten. Beispielsweise erwägen die Forscher, ein meterhohes Feld aus sich kreuzenden Klingen zu errichten. Deutlicher kann man „Betreten verboten!“ wohl nicht sagen. Ein anderer, nicht ganz so martialischer Vorschlag geht in eine eher monumentale Richtung. Demzufolge könnte man über Endlagern symbolische Bauwerke platzieren. Etwa einen riesigen Atommüll-Obelisken mit ikonografischen Zeichnungen, die auf die unterirdische Gefahr hinweisen. Damit wäre im Übrigen auch eine hübsche Verbindung zu den Höhlenmalereien unserer steinzeitlichen Vorfahren hergestellt. Botschaft 1: „Wir haben Mammuts gejagt.“ Botschaft 2: „Wir haben mit Atomkraft ferngesehen.“
Foto © Pixelio, Gerd Altmann
Ich denke aber: Nach erdgeschichtlich sich wiederholenden Ereignissen von riesigen Brocken aus dem Weltraum mit verheerensten Einschlagwirkungen, B.z.w. Gebirgsflanken-Rutschungen, (siehe [www.kilauea.com]);oder folgenschwehre Ausbrüche von Supervulkanen, [www.toba eruption.com]; sowie den lansamer aber sicherer auch Landschaften zerstörenden Kaltzeiten, werden wohl nicht mehr viele semiotische Warnungen wie zB. vor radioaktiven Müll erhalten bleiben.