Um die Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung für neue Stromtrassen zu erhöhen, sollen viele der durch die Energiewende notwendig gewordenen Zusatzleitungen unterirdisch verlegt werden. Auch unterhalb landwirtschaftlich genutzter Flächen. Dafür, so eine neue Idee aus Bayern, hätten die dortigen Landwirte gern a bisserl Geld. Und zwar nach dem Vorbild einer Maut.
Bayerns Landwirte möchten am Netzausbau mitverdienen
Wenn es ums möglichst trampelige Ausbremsen der Energiewende geht, kommen die besten Ideen immer noch aus Bayern. Nachdem die berühmt berüchtigte 10H-Regel dort bereits der Windenergie selbigen aus den Segeln genommen hat, nun der nächste Geistesblitz. Den erklärt uns Walter Heidl, Präsident des Bayerischen Bauernverbandes: „Die Netzbetreiber bekommen die Rechte zur Durchleitung und für viele Jahre eine garantierte Rendite. Da ist es aus unserer Sicht nur logisch, dass wir über eine Entschädigung hinaus einen Anteil bekommen. Wir reden nicht über einen einmaligen Betrag, sondern über eine dauerhafte Abgabe.“ Die Gräben, die für die Stromtrassen in den Boden gerissen werden müssten, seien gigantisch, so Heidl. Der Boden brauche Jahre um sich zu erholen. Der finanzielle Ausgleich, den Bayerns Bauern verlangen würden – wohlgemerkt über die generelle Entschädigung hinaus -, sei im Vergleich zu den hohen Kosten für die Erdkabel verschwindend gering.
Das Paradoxe an der Posse: Mit dem Vorrang für die tatsächlich sehr viel kostenintensivere Erdverkabelung hatte die Bundesregierung insbesondere dem Drängen von Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer nachgegeben. Dieser hatte vehement gegen oberirdische Stromautobahnen gewettert, weil der diesbezügliche Widerstand im Freistaat vermeintlich unüberwindbar sei.
Wer, liebe Landwirte aus Bayern, glaubt ihr eigentlich, dürfte wohl für eure Idee von der Maut auf Stromleitungen aufkommen? Die Netzbetreiber? Die Energieversorger? Oder gar der Staat? Nein, natürlich die Verbraucher – und zwar anhand noch höherer Netzentgelte und noch höherer Strompreise.
Bild © Jetti Kuhlemann, Pixelio
jogi54 meint
„Die Gräben, die für die Stromtrassen in den Boden gerissen werden müssten, seien gigantisch, so Heidl. Der Boden brauche Jahre um sich zu erholen. “
Heidl hat wahrscheinlich noch nie gesehen, wie ein solches Kabel verlegt wird. Bei einer Verlegetiefe von ca 1,2m wird jede Bodenschicht, das können bis zu 5 Schichten sein, einzeln separat gelagert und dann genauso wieder eingebaut, wie vorher ausgegraben.
Ich konnte über den Sommer 2016 ein Feld mit Mais beobachten, in dem im Vorjahr in einem Teilbereich (ca. 2m breitem Streifen) ein HGÜ Kabel verlegt wurde. Hätte Herr Heidl recht, hätte man das zumindest in der ersten Vegetationsperiode am Wachstum sehen müssen. Da war jedoch überhaupt nicht erkennbar, dass da irgendetwas verlegt wurde.
Meines Wissens werden sehr hohe Entschädigungen an die Bauern bezahlt,(>> als der Wert des Landes) wobei die Bauern das Land weiter nutzen können. Man kann dieses System sicherlich auch auf eine Pacht umstellen, aber 2 mal kassieren halte ich für absolut unangemessen.
LG jogi