Großbritannien will seine Kohlekraftwerke schrittweise vom Netz nehmen und hat noch dazu als erste Nation überhaupt ein konkretes Ausstiegsdatum festgelegt: Bis 2025 soll Schluss sein mit dem Klimakiller. Was Umweltschützer im ersten Moment eigentlich in Feierlaune versetzen sollte, sorgt auf den zweiten Blick jedoch für allgemeine Ernüchterung. Anstatt die Kohle durch Wind und Sonne zu ersetzen, wollen die Briten nämlich in Zukunft verstärkt auf Gas und Atomkraft setzen.
Energiewende der britischen Art: Gas und Atomkraft
Die britische Energieministerin Amber Rudd betonte Mitte letzter Woche, dass Großbritannien der Kohle zwar seine Vorreiterrolle zu Zeiten der industriellen Revolution verdanke, dem Energieträger unter heutigen Maßstäben jedoch nicht die Zukunft gehöre. Zum Ausgleich wolle man verstärkt in Gas- und Atomkraftwerke investieren. Rudd bezeichnete Gas als entscheidende Energiequelle für die künftige Versorgungssicherheit des Landes und stellte den Bau zahlreicher neuer Gaskraftwerke für die kommenden zehn Jahre bis zum anvisierten Kohleausstieg in Aussicht.
Obwohl Gas emissionsärmer verbrennt als Kohle und entsprechende Kraftwerke auch in Deutschland als durchaus nützliche Brückentechnologie der Energiewende eingestuft werden, bleibt es ein fossiler Energieträger, durch dessen Nutzung erhebliche Mengen an klimaschädlichem CO2 freigesetzt werden. Vom Image, das die Risikotechnologie Atomkraft inzwischen inne hat, mal ganz zu schweigen. Kein Wunder also, dass Umweltschützern aus aller Welt die anfänglichen Jubelschreie über den britischen Kohleausstieg schnell im Halse stecken bleiben. Eine schöne Metapher dazu liefert Simon Bullock von Friends of the Earth, einem internationalen Zusammenschluss von Umweltorganisationen, dem unter anderem auch der deutsche BUND angehört: Er vergleicht die Absicht, Kohle durch Gas ersetzen zu wollen, mit dem Plan eines Alkoholikers, „von täglich zwei Flaschen Whisky auf täglich zwei Flaschen Portwein“ umzusteigen. Na dann: Cheers, liebes Empire.
Bild © Pixelio, Buntschatten
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