Lassen sich Windkraftanlagen problemlos in Deutschlands Wäldern unterbringen, um diese großen Areale als Flächen zur erneuerbaren Energieerzeugung zu nutzen? Nein, sagt zumindest die Deutsche Wildtier Stiftung, die unlängst die Studie „Windenergie im Lebensraum Wald“ veröffentlicht hat. Deren Fazit lautet: Windturbinen gefährden das Ökosystem Wald – und zwar insbesondere Vögel und Fledermäuse.
Studie: Wildtiere sind Verlierer der Energiewende
Aus Mangel an geeigneten Flächen hat die Onshore-Windkraft in der jüngeren Vergangenheit auch Einzug in die deutschen Wälder gehalten, was laut Ergebnis der vorliegenden Studie den Druck auf empfindliche Ökosysteme erhöht und zahlreiche Wildtierarten zu „Verlierern der Energiewende“ macht. Studienautor Dr. Klaus Richarz, der mehrere Jahrzehnte die staatliche Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland leitete, hat erreichnet, dass Jahr für Jahr bis zu 240.000 Fledermäuse Windkraftanlagen zum Opfer fallen. Sie können den Rotoren zwar auch im Dunkeln ausweichen, aber im entstehenden Unterdruck platzen ihre Lungen. Die meisten heimischen Fledermausarten gelten als bedroht. Auf der Liste der durch Windturbinen beeinträchtigten Waldbewohner finden sich zudem seltene Vogelarten wie der Schreiadler, der Rotmilan und der Schwarzstorch. Während Schwarzstörche als sehr störempfindlich gelten, verenden Greifvögel laut Statistik immer wieder durch Kollisionen mit den Rotorblättern.
Die von Windkraftanlagen verursachten Probleme für den Wald sind laut der Deutschen Wildtier Stiftung hinlänglich bekannt. So würden mit dem sogenannten „Helgoländer Papier“ bereits Empfehlungen aller 16 staatlichen Vogelschutzwarten in Deutschland zum Schutz von Vogelarten bei der Planung von Windenergieanlagen vorliegen. Das Papier werde allerdings zurückgehalten, da es ein Hemmnis für die Energiewende darstelle. „Ungeachtet all dieser dramatischen Ergebnisse werden Windkraftanlagen sogar in europäischen Schutzgebieten geplant und gebaut“, kritisiert Prof. Fritz Vahrenholt, Alleinvorstand der Deutschen Wildtier Stiftung. Kritiker bezeichnen die Turbinen mittlerweile schon als „Industrieanlagen im deutschen Wald“ und fordern, dass insbesondere Buchenwälder, die als „Hotspots der Biodiversität“ gelten, zur Tabuzone in Sachen Energieerzeugung erklärt werden. Letztlich, so die Deutsche Wildtier Stiftung, müsse auch bei der Energiewende das Vorsorgeprinzip gelten: Im Zweifel für den Natur- und Artenschutz.
Bild © Pixelio, Dieter Schütz
Das hört sich erst mal gut an, sehr nach Waldschutz. Aber wohin soll sie sich die Energiewende wenden, wieder zurück zu Atomkraftwerken und sollen Kohlekraftwerke nicht durch erneuerbare Energien ersetzt werden? Dass die Wende der Wende tatsächlich in diese Richtung gehen soll könnte man vermuten, da in der eurem Text zugrundeliegenden Presseerklärung Prof. Fritz Vahrenholt – Honorarprofessor im Fachbereich Chemie – den Ton angibt. Hamburger kennen ihn schon länger.
Einst war er Umweltsenator in einem SPD-Senat, danach vollzog er auch eine persönliche Wende und wechselte 1998 in den Vorstand der Deutschen Shell AG. 2001 wurde er Vorstandvorsitzender der Repower Systems AG, einem Hamburger Hersteller von Windenergieanlagen bis er sich 2008 zum Atom- und Kohlekraftwerksbetreiber RWE wendete. Dort arbeitete er bis 2012 als Vorsitzender des Tochterunternehmens RWE Innogy. Richtig bekannt wurde er als Klimaskeptiker durch die Herausgabe des Buches „Die kalte Sonne“ in dem er die Auffassung vertritt, dass die Erwärmung der Atmosphäre trotz steigender CO2-Emissionen die zwei Grad Grenze in diesem Jahrhundert nicht übersteigen wird. Co-Autor war Sebastian Lüning, ein ebenfalls dem RWE-Konzern verbundener Physiker. In der energiepolitischen Diskussion plädierte Vahrenholt für eine Laufzeitverlängerung der deutschen Kernkraftwerke und für die Weiterentwicklung und den Bau von Kugelhaufenreaktoren.
Es macht auch skeptisch gegenüber der Deutschen Wildtierstiftung, wenn sie ausgerechnet Chemie-Professor Fritz Vahrenholt zu ihrem Sprachrohr macht und ihn zum Vorsitzenden nimmt und wenn dieser sich als bekennender Klimaskeptiker und Atomkraftbefürworter gegen den Bau von Windenergieanlagen wendet. In der eurem Artikel zu Grunde liegenden Presseerklärung meldet sich außerdem Enoch Freiherr von und zu Guttenberg als Gründungsmitglied des BUND zu Wort. Er begrüßt die Initiative der Deutschen Wildtierstiftung und die Presseerklärung führt aus: „Baron zu Guttenberg sieht in Windenergieanlagen „Industrieanlagen in deutschen Wäldern“ und fürchtet katastrophale Auswirkungen für das Ökosystem Wald.“ Nicht erwähnt wird, dass „Baron zu Guttenberg“ den BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland) im Streit über Windenergieanlagen verlassen hat, denn der BUND fördert den Ausbau der Windenergie.