Wäre es zynisch, der Coronakrise etwas Positives abzugewinnen, weil sie unseren Alltag entschleunigt und dadurch das Klima entlastet – etwas, zu dem die meisten von uns aus eigenem Antrieb offenbar nicht in der Lage sind? Ja, das wäre es. Trotzdem ändert es nichts an folgender Tatsache: Durch den drastisch sinkenden Verbrauch von Energie und Ressourcen wird Corona wahrscheinlich zum effektivsten temporären Klimaschutzeffekt seit den autofreien Sonntagen der ölkriselnden frühen 70er.
Alle bleiben zuhause
Flugreisen werden storniert, Jobs ins Home-Office verlegt, energieintensive Industrien heruntergefahren – und alle bleiben zuhause. Eine Ausnahmesituation, die sich auf nahezu all unsere Lebensbereiche auswirkt: Gesundheit, Psyche, Sozialleben, Wirtschaft, Finanzen und auch auf das Klima. Beispiel Deutschland: Das Klimaziel 2020 von 40 Prozent weniger CO2-Emissionen im Vergleich zu 1990 galt bis vor Kurzem als definitiv gescheitert. Dann kamen Corona und die Folgen. Inzwischen beurteilen Experten die 40 Prozent, je nach Verlauf der Krise, eher als Untergrenze und rechnen mit deutlich höheren Ergebnissen.
Natürlich darf man keine Augenwischerei betreiben: Corona ist ein extremer Sondereffekt, der weder anhalten wird noch darf. Denn er würde die Weltbevölkerung im Eiltempo nicht nur dramatisch dezimieren, sondern auch ökonomisch ruinieren. Was uns der Notstand aber vor Augen führt, ist der immense Einfluss, den unsere Lebensgewohnheiten auf das Klima haben.
StayHome fürs Klima
Irgendwann wird Corona vorbei sein. Wir werden unseren Alltag wieder aufnehmen, zur Arbeit pendeln, Geschäfte, Restaurants und Kneipen füllen und Flugreisen um die halbe Welt buchen. Die Frage ist nur: Werden wir auch etwas gelernt haben? Werden all die Solidaritätsbekundungen noch etwas wert sein? Und können wir unsere eigenen Bedürfnisse auch für die wichtigen Herausforderungen von morgen so in den Schatten stellen, wie wir es jetzt gerade tun? Vielleicht heißt es in Zukunft auch mal: StayHome fürs Klima. Außerdem ConsumeLess, SupportYourLocalDealer, DumpYourCar und all die anderen Hashtags, die oft genug als reine Gewissenspflaster virtuell versanden, statt tatsächlich gelebt zu werden.
Ein Silberstreif lässt sich aber auf jeden Fall am Horizont der aktuellen Krise erkennen: Sie zeigt, wie viel sich in Rekordgeschwindigkeit bewegen lässt, wenn man nur will (und muss). So gesehen ist zwar nicht die Krise selbst ein Vorbild für wirksameren Klimaschutz, aber auf jeden Fall das derzeitige Krisenmanagement.
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