In der Tradition von Dosenpfand, Gaststätten-Rauchverbot und Glühlampenausstieg hat die Politik bereits den nächsten Frontalangriff auf die zivilgesellschaftliche Freiheitsliebe im Auge: die CO2-Kreditkarte. Die Idee soll Privathaushalte nach dem Prinzip des Emissionshandels stärker als bislang zum Klimaschutz verpflichten – sie klingt allerdings eher wie der Witz des Jahrhunderts.
Verordneter Klimaschutz per CO2-Kreditkarte
Ein in der letzten Woche vorgestelltes Sondergutachten des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltänderungen (ja, sowas gibt’s) hat der Politik zu mehr Bürgerbeteiligung beim Klimaschutz geraten. Mit anderen Worten: Nicht immer nur die anständige deutsche Industrie zur Kasse bitten, sondern auch mal den kleinen Mann von der Straße fragen, was er denn für Mutter Natur tut. In diesem Zusammenhang ging den Regierungsberatern folgendes Lichtlein auf: Jedem Bürger wird ein bestimmtes CO2-Guthaben zugeteilt, das sich durch Tanken, Strom verbrauchen und anderen klimaschädlichen Konsum verringert. Irgendwann ist Sense – oder es muss dazugekauft werden.
Ich erinnere mich noch an das Geschrei aus Bayern zur letztjährigen Veggie-Day-Kampagne der Grünen: „Jetzt woll’n die in Berlin uns auch noch die Wurst vom Teller nehmen!“ Und in der Tat, das Konzept einer CO2-Kreditkarte würde nicht nur Sprit-, Strom- und Gasverbrauch abstrafen, sondern zum Beispiel auch den Fleischkonsum, der exorbitant hohe Klimagas-Emissionen verursacht. Das Motto könnte also lauten: Ein Schnitzel gegen drei Liter Benzin. So gesehen ist die Idee nichts Neues, sondern folgt dem philosophischen Urprinzip vom Ausgleich guter und schlechter Taten. Das macht das Yin und Yang vom Kohlendioxid allerdings nicht unbedingt klüger. Und umsetzbarer sowieso nicht. Nehmen wir nur mal den sozialen Aspekt: Darf der Besserverdiener nach einem Wochenendtrip nach Kitzbühel im A6 durch zugekauftes CO2-Guthaben einfach weiter die Luft verpesten, während für den altersarmen Rentner nach zehn Busfahrten und viermal im Monat Tatort-Gucken Schluss ist? Wird in Zukunft vielleicht ein Teil des Hartz-IV-Satzes in CO2-Talern ausgezahlt? Aber keine Sorge: Da jede Partei, die sich diese Idee aufs Wahlkampffähnchen schreibt, der FDP wohl augenblicklich unter die fünf Prozent folgen würde, wird man von der CO2-Kreditkarte wahrscheinlich nicht mehr allzu viel hören.
Bild © Pixelio, Romy2004
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.