In der öffentlichen Diskussion wird ja gern dazu geneigt, die Energiewende als ganzheitliches Projekt zu bewerten. Bedenkt man allerdings, dass Strom-, Wärme- und Verkehrswende auf der gegenwärtigen Erfolgsskala ganz unterschiedliche Stufen erklommen haben und bezieht man dann noch weiterführende Kriterien wie Energieeffizienz, Gebäudesanierung oder Elektromobilität mit ein, dann verderben hier wohl doch eher viele Köche den Brei. Entsprechend der Stand der Dinge: Während manche Ziele der Energiewende weit über Plan liegen, scheinen andere fast nicht mehr erreichbar – sagen Analysten.
Engelchen und Teufelchen beim Energiewende-Index
Mittlerweile bietet eine ganze Reihe von Analyse- und Beratungsfirmen und -instituten einen sogenannten „Energiewende-Index“. Hierbei handelt es sich um die regelmäßige Auswertung relevanter Indikatoren, die den Status Quo bzw. das Fortschreiten der Energiewende klassifizieren. Ein interessantes weil differenziertes Zwischenfazit zieht der aktuelle Index von McKinsey & Company – dicker Fisch unter den internationalen Unternehmensberatungen. Bei zentralen Zielen der Energiewende in Deutschland, so McKinsey, werde die Schere zwischen einerseits nicht mehr erreichbaren und andererseits längst übererfüllten Zielen immer größer.
Konkrete Beispiele: Während sich auf der einen Seite die Kosten für Netzeingriffe genau wie das Niveau der Strompreise und die Höhe der EEG-Umlage immer weiter von den ursprünglich gesteckten Zielen entfernen, erreicht etwa der Ausbau der Offshore-Windkraft Spitzenwerte weit jenseits der anvisierten Mindestmarken. Ebenfalls massiv gefährdete Kernziele der Energiewende sind ein kaum sinkender Strombedarf und vor allem der aktuell sogar ansteigende Gesamtenergieverbrauch in der Bundesrepublik. Auch die Höhe der hiesigen CO2-Emissionen ist noch weit von ihrer Zielmarke für das Jahr 2020 entfernt. Teils knapp, teils deutlich übererfüllt sind dagegen die Ziele für die Bereiche Versorgungssicherheit, Reservekapazitäten, Photovoltaikausbau und Beschäftigung in der Energiebranche.
Für sieben der insgesamt 15 untersuchten Indikatoren bewertet McKinsey das Erreichen der Ziele als „realistisch“, bei den meisten mit steigender Tendenz. Ebenfalls sieben Indikatoren bilden jedoch die Kehrseite der Medaille und gelten in ihrer Zielsetzung als „unrealistisch“, sogar mit Tendenz zur weiteren Verschlechterung.
Bild © Pixelio, Rainer Sturm
[…] Mit den Zielen der Energiewende beschäftigt sich Energieblogger-Kollege Björn Katz hier auf seinem Blog Stromauskunft. […]