Auf der To-Do-Liste der Energiewende findet sich gleich hinter den Stiefkindern Wärme- und Verkehrswende das rot markierte Schlagwort Landwirtschaft. Denn auch der Agrarsektor hinkt den Ansprüchen in Sachen Klimaschutz und Ökoenergie kräftig hinterher. Immerhin: Wie die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) aktuell meldet, bewegen sich die Investitionen von Landwirten in regenerative Energieträger nach einem jahrelangen Dauertief wieder ein wenig aus der Talsohle.
Landwirtschaftliche Investitionen in erneuerbare Energien steigen wieder
Laut AEE-Meldung, die sich auf eine Erhebung des Forschungsinstituts Produkt+Markt beruft, wird für dieses Jahr ein Investitionsvolumen der deutschen Landwirte von 1,4 Milliarden Euro in erneuerbare Energien erwartet. Dies würde im Vergleich zum Vorjahr einem Zuwachs von 31 Prozent entsprechen – allerdings ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau. „Der leichte Aufschwung ist ein Hoffnungsschimmer für die Energie- und Klimaziele“, sagt AEE-Geschäftsführer Philipp Vohrer. „Die dezentralen Akteure im ländlichen Raum wie auch in den Städten müssen zu weiteren Investitionen in die Erneuerbaren ermutigt werden – mit den richtigen Rahmenbedingungen.“
Insbesondere sind im ausklingenden Jahr 2017 die bäuerlichen Investitionen in Photovoltaik- und Windkraftanlagen gestiegen. So haben sich im Vergleich zu 2016 die Windkraft-Investments auf dem Land verdoppelt und sollen, genau wie bei der Photovoltaik, im laufenden Jahr rund 290 Millionen Euro erreichen. Während die Bauern zu Zeiten höherer Einspeisevergütungen insbesondere auf die lukrative Netzeinspeisung setzten, nutzen viele landwirtschaftliche Betriebe den selbst erzeugten Ökostrom heute vermehrt für den Eigenverbrauch. Bemerkenswert und löblich ist zudem folgender Zusammenhang: Laut Studie geht das verstärkte Interesse der Landwirte an Photovoltaikanlagen häufig mit einer artgerechteren Viehwirtschaft einher. Unter anderem deshalb, weil sich die großflächigen Dächer moderner Rinder-Laufställe besonders gut zur Installation von Solarmodulen eignen.
Für Philipp Vohrer ist die Energiewende auf dem Land ein allumfassender Mehrwert: Die Nutzung erneuerbarer Energien verschaffe den Bauern ein zusätzliches Standbein in Zeiten starker Preisschwankungen auf den klassischen Agrarmärkten. Handwerksbetriebe und mittelständische Unternehmen aus der Region würden von Aufträgen für Bau, Betrieb und Wartung der Anlagen profitieren. Und die Kommunen könnten Einnahmen aus Einkommens- und Gewerbesteuern sowie über die Verpachtung von gemeindeeigenem Grund und Boden generieren.
Grafik © AEE
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