Wenn sich Energieriesen, Internetkonzerne, Autobauer, Telekommunikations- und Technikunternehmen um Zukunftsmärkte wie erneuerbare Energieerzeugung, Stromspeicherung und Elektromobilität balgen, stellt sich die Frage, wie dezentral, kleinteilig und bürgernah die Energiewende eigentlich noch sein kann. Die Antwort: sehr. Laut einer neuen Studie des Bremener Instituts trend:research, über die die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) berichtet, sind Privatpersonen weiterhin die mit Abstand wichtigsten Investoren bei Anlagen erneuerbarer Energieerzeugung. Bürger stemmen in Deutschland knapp ein Drittel der installierten Leistung zur regenerativen Stromproduktion – und liegen damit weit vor Energieversorgern, Unternehmen, gewerblichen Projektierern, Fonds und Banken.
Ein Drittel der erneuerbaren Stromproduktion in Bürgerhand
Die trend:research-Studie zählt große Verbundprojekte wie Energiegenossenschaften, Bürgerwindparks etc. ebenso zur Kategorie der Privatpersonen wie einzelne Haushalte, die beispielsweise in eine Photovoltaikanlage auf dem eigenen Dach investieren. Weit hinter den Bürgerprojekten liegen mit Anteilen zwischen zehn und 15 Prozent Landwirte, Gewerbebetriebe, professionelle Projektierer sowie Banken und Fonds. Auch die Energiewirtschaft bleibt mit einem Anteil von rund zehn Prozent (plus weitere fünf Prozent durch die größten Konzerne) weit hinter dem bürgerlichen Sektor zurück.
Unter den erneuerbaren Energieträgern sind Wind und Sonne bei Bürgerenergieprojekten besonders stark vertreten. Laut Studie bringen es Privatpersonen mitsamt der Landwirtschaft bei der Windenergie an Land auf einen Anteil von 41 Prozent. Beim Solarstrom liegt mit 49 Prozent sogar rund die Hälfte der installierten Leistung in Händen von Landwirten und Bürgern.
Zur Entwicklung der vergangenen Jahre gehöre aber auch, so die Studie, dass sich der Anteil größerer Unternehmen an der installierten Leistung erneuerbarer Energien in Deutschland erhöht habe, während die Bürgerenergie in vielen Sparten geschrumpft sei. Insbesondere bei der Onshore-Windkraft waren und sind starke Zuwächse auf Seiten von Gewerbebetrieben und Energieversorgern zu verzeichnen. AEE-Geschäftsführer Philipp Vohrer mahnt: „Die große Vielfalt der Akteure ist zu begrüßen. Dennoch darf nicht vergessen werden: Die Basis für Akzeptanz und Engagement beim Ausbau erneuerbarer Energien steht und fällt mit Beteiligungs- und Investitionsmöglichkeiten der Bürgerinnen und Bürger.“
Grafik © AEE
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