Die Energiepolitik hat es in der neuen Regierungskoalition nicht leicht: Die Klimaziele 2020 wurden schnell zu den Akten gelegt, beim Kohleausstieg bewegt man sich irgendwo zwischen Konzeptlosigkeit und Kompetenzgerangel und die Emissionen wollen trotz jährlich purzelnder Ökostrom-Rekorde einfach nicht sinken. Also müssen Ideen her – und zwar am besten schnelle und billige. Da war doch was? Ach ja, Energieeffizienz.
Der große Kurswechsel
„Jahrelang hat man sich zu stark darauf fokussiert, allein den Ausbau von Wind- und Sonnenergie in den Mittelpunkt zu rücken. Doch das ist nach meiner Überzeugung einseitig und falsch“, wird Thomas Bareiß, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, aktuell vom Handelsblatt zitiert. Recht hat er, nur die Konsequenz ist fragwürdig: „Eines der vorrangigen Ziele der Energiewende muss die Steigerung der Energieeffizienz sein. Wir wollen insbesondere Unternehmen motivieren, ihre Anstrengungen weiter zu erhöhen.“ Bareiß kündigt in diesem Zusammenhang eine „Energieeffizienzstrategie des Bundes“ an – auf Basis von Eigenverantwortung und Anreizen statt Vorschriften und Verboten (ach so, wie beim Diesel).
In einem ersten Schritt will man sich der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) widmen. Die verkörpert durch die doppelte Nutzung von Strom und Wärme das Konzept Energieeffizienz ganz vorbildlich, wird aber leider von den bösen Paragraphenreitern aus Brüssel torpediert. Die EU möchte aus wettbewerblichen Gründen nämlich die in Deutschland geltenden Strompreisprivilegien für KWK-Anlagenbetreiber streichen. Da wird man drum feilschen, kündigt Bareiß im Handelsblatt an.
Liebe Bundesregierung, echt jetzt? Das ist alles, was euch zum Thema Energie und Klima derzeit einfällt? Kurswechsel Richtung Energieeffizienz? Klar, da schlummern noch Potenziale, ist geschenkt. Und natürlich kann man vorherigen Entscheidungsträgern vorwerfen, sich zu sehr auf dem Ausbau erneuerbarer Energien im Stromsektor ausgeruht zu haben. Trotzdem: Es gibt so entsetzlich viel zu entscheiden, reformieren und verbessern – und da picken sich die Energieexperten der Bundesregierung ausgerechnet das Steinzeitthema Effizienz raus? Ich werf jetzt einfach mal ein paar Schlagwörter in den Raum: Energiespeicher, Elektromobilität, Wärmewende, Kohleausstieg, Emissionshandel, Netzausbau…
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