Vier Jahre lang schlummert ein stillgelegtes Kohlekraftwerk in Deutschland als Reserve für Notfälle vor sich hin – und kostet jeden Stromkunden Geld. Das Absurde: Zum Einsatz kam der teure Blackout-Schutz noch nie.
Kohlekraftwerke als Sicherheitsreserve noch nie benötigt
Stillgelegte Kohlekraftwerke müssen in Deutschland für einen Zeitraum von vier Jahren in sogenannter Sicherheitsbereitschaft bleiben, um im Falle von Stromengpässen kurzfristig wieder einsatzbereit sein zu können. „Kurzfristig“ ist natürlich ein dehnbarer Begriff – die Vorgabe des Gesetzgebers sind zehn Tage. Diese Regelung gilt seit 2016, als die damalige Regierungskoalition beschloss, schrittweise acht Kohlekraftwerksblöcke zum Wohle des Klimas abzuschalten, sie aber als Sicherheitsreserve in Bereitschaft zu lassen. Und auch als stille Einnahmequelle für die Betreiber, denn die erhalten dafür alleine in den Jahren 2017 und 2018 eine Entschädigung von 234 Millionen Euro. Benötigt wurde diese Kraftwerksreserve aber noch nie, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen im Bundestag hervorgeht, über die die „Frankfurter Rundschau“ berichtete.
Seit Oktober 2016 befinden sich bereits das Kohlekraftwerk Buschhaus im niedersächsischen Helmstedt sowie seit Herbst 2017 zwei Blöcke der Anlage Frimmersdorf in Grevenbroich, NRW, in Sicherheitsbereitschaft. Weitere werden folgen. Mit der schrittweisen Abschaltung will die Bundesregierung bis 2020 bis zu 12,5 Millionen Tonnen an CO2-Emissionen einsparen. Endgültig stillgelegt werden die Anlagen aber erst nach ihrer vierjährigen Reserve. Diese hält der Gesetzgeber aufgrund der Umstellung der Stromversorgung auf schwankende Quellen wie Wind und Sonne für notwendig – so lautet zumindest die offizielle Begründung. Nur scheint die Energiewende eine stille Reserve durch Kohlekraft überhaupt nicht zu benötigen. Mal ganz abgesehen davon, dass die trägen Blöcke kurzfristige Schwankungen in der Ökostromproduktion ohnehin nicht abfangen könnten. Wir erinnern uns: einsatzbereit in zehn Tagen.
Wo liegt also der eigentliche Sinn der stillen Reserve? Ganz einfach: Die Millionen, die die Energiekonzerne für den Standby ihrer Kraftwerke erhalten und die im Laufe der Jahre auf Milliarden anwachsen, sind nichts anderes als eine Abfindung des Staates. Wahrscheinlich auch, damit sich bei der Kohle nicht das teure Justiz-Debakel des Atomausstiegs wiederholt. Also erhalten die Konzerne einfach schon vor der Stilllegung ihrer Anlagen Entschädigungszahlungen – und die holt man sich ganz einfach über die Netzentgelte von uns Stromkunden.
jogi54 meint
„Die Millionen, die die Energiekonzerne für den Standby ihrer Kraftwerke erhalten und die im Laufe der Jahre auf Milliarden anwachsen, sind nichts anderes als eine Abfindung des Staates. “
Kann man so sehen – wenn jedoch das gesamte Netz in D über mehrere Tage zusammenbricht, weil keine kalte Reserve vorhanden ist, dann ist das Gejammere groß und die Verluste unendlich.
Unsere ganze Stromversorgung ist auf dem Prinzip der n-1 Sicherheit aufgebaut – und dafür zahlen wir schon immer gerne, weil wir dadurch durchweg sehr geringe Ausfallzeiten haben.
Zum Konzept der n.-1 Sicherheit gehört dann halt auch, in der Übergangszeit der Energiewende für den worst case einer Dunkelflaute noch Ersatzkraftwerke zu haben..
In ein paar Jahren werden Gasmotorenkraftwerke (und GUD Anlagen) die zusätzlich als Spitzenlastkraftwerke und Regelleistungskraftwerke eingesetzt werden können, diese alten Schätzchen ersetzen.
Wir werden quasi unendlich viele Regelenergiekraftwerke benötigen – die dann ja auch für Grundlast einsetzbar sind -> umgekehrt geht das halt gar nicht
Lg jogi.