Ob das Projekt Elektromobilität in Deutschland wirklich gelingen kann, hängt von zahlreichen Faktoren ab: Vom Preis, der Batterieleistung, der Versorgungsdichte und nicht zuletzt von der Art des genutzten Stroms. Denn Elektroautos machen hinsichtlich ihrer Klimabilanz nur dann Sinn, wenn sie zu 100 Prozent mit Ökostrom betrieben werden. Diesbezüglich wurde in unserem Nachbarland Schweiz eine interessante Idee entwickelt: die Ökostrom-Vignette für Elektromobile.
Schweizer Modell soll Elektromobilität klimafreundlich gestalten
Eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen bis zum Jahr 2020 – so lautet das hehre Ziel der Bundesregierung. Es müsste jedoch eher heißen: Eine Million durch Ökostrom betriebene Elektroautos. Nicht auszudenken, wenn diese Fahrzeuge überwiegend mit Kohle- oder dem bisschen Rest Atomstrom, der zu diesem Zeitpunkt noch produziert werden wird, betankt wären. Für die sinnvolle Förderung strombetriebener PKW wird es entscheidend sein, diese eng mit sauberer Energie zu verzahnen. Nur so kann die geräuscharme, schadstofffreie Elektromobilität auch wirklich klimafreundlich gestaltet werden.
Der WWF Schweiz hat in Kooperation mit diversen Partnerunternehmen zur Förderung umweltgerechter E-Mobility nun eine spezielle Ökostrom-Vignette auf den Markt gebracht. Das Prinzip ist denkbar einfach: Nutzern von Elektroautos garantiert die Vignette eine bestimmte mit Ökostrom abgedeckte Kilometerleistung pro Jahr. Für 10.000 Kilometer zahlen schweizer Autofahrer zum Beispiel rund 100 Franken, also pro gefahrenem Kilometer einen Rappen. Die über die Vignette erzielten Einnahmen werden in Ökostrom investiert, der durch das Label „naturmade star“ zertifiziert ist und in das öffentliche Netz eingespeist wird. So tragen die Nutzer von Elektromobilen automatisch zum Ausbau erneuerbarer Energien bei und stellen gleichzeitig sicher, dass für den Betrieb ihrer Fahrzeuge entsprechende Mengen an Ökostrom in Umlauf gebracht werden. Auch Autofahrer, aus deren heimischer Ladestation bereits Ökostrom fließt, können für gelegentliche Stromspritzen unterwegs eine geringer dotierte Vignette erwerben.
Die Idee der Ökostrom-Vignette hat bei allem Vorbildcharakter allerdings auch eine Kehrseite, denn sie überantwortet dem Verbraucher direkt die Kosten für den Ausbau sauberer Elektromobilität. Ein Rappen (weniger als ein Cent) pro Kilometer mag auf den ersten Blick nicht teuer anmuten, für Vielfahrer und Pendler würden dadurch allerdings mehrere hundert Euro pro Jahr anfallen. Ob Nutzer von Elektroautos neben den ohnehin schon hohen Fahrzeugkosten und Strompreisen auch noch eine Gebühr für garantierten Ökostrom tragen wollen, ist fraglich.
Foto © Pixelio, Kurt F. Domnik
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